In eines der geschichtsträchtigsten und markantesten Gebäude Tauchas könnte schon bald neues Leben einkehren: Die Gaststätte Stadt Taucha an der Leipziger / Ecke Südstraße, vielen auch als „Reichskanzler“ und später „Kanzler“ bekannt, wird derzeit entkernt. Erste Planungen sehen eine Wiedereröffnung der Gaststätte im Erdgeschoss und die Einrichtung eines Hostels in den Obergeschossen vor.
In eines der geschichtsträchtigsten und markantesten Gebäude Tauchas könnte schon bald neues Leben einkehren: Die Gaststätte Stadt Taucha an der Leipziger / Ecke Südstraße, vielen auch als „Reichskanzler“ und später „Kanzler“ bekannt, wird derzeit entkernt. Erste Planungen sehen eine Wiedereröffnung der Gaststätte im Erdgeschoss und die Einrichtung eines Hostels in den Obergeschossen vor.
Aufmerksame Tauchaer haben es sicher bereits gesehen: Am „Kanzler“ in der Südstraße regt sich wieder etwas. Im Mai dieses Jahres erwarben Myroslav Chemerys und dessen Lebensgefährtin Lydia Maul das vierstöckige Gebäude. Der gebürtige Ukrainer und die Leipzigerin haben viel vor mit der einst beliebten Billard-Gaststätte: In die Obergeschosse soll ein Hotel oder Hostel einziehen, im Erdgeschoss die Gaststätte wiedereröffnen. Möglicherweise sogar unter dem historischen Namen Kanzler. „Wir haben mit Nachbarn und anderen Tauchaern gesprochen, die sich noch genau an die Zeit im Kanzler erinnern. Es gibt ein großes Interesse, dass die Gaststätte wieder eröffnet“, sagt Chemerys. Nachgefragt werde in Taucha auch ein größerer Raum für Feste, Hochzeiten oder Jubiläen. Diesem Bedarf will der Unternehmer gerecht werden.
Bis es soweit ist, dauert es noch einige Zeit. „Wir bringen das Haus derzeit auf Vordermann, räumen innen und im Außenbereich auf“, sagt der Leipziger Bauunternehmer. Unter anderem wurde an allen Wänden der Putz abgeschlagen. Auch die Berliner Öfen in den Wohnräumen wurden entfernt. Wenn es die Witterung zulässt, soll das Haus zudem noch im Winter trockengelegt werden. Die Gebäudesubstanz befinde sich in einem schlechten, aber nicht hoffnungslosen Zustand, so Chemerys. Zwar unterliegt das Gebäude laut Denkmalamt des Landkreises Nordsachsen nicht dem Denkmalschutz, dennoch wolle er den historischen Charakter des Hauses erhalten, so der Eigentümer.
Geschichtliches zum Haus: Das freistehende Gebäude wurde 1899 gebaut. In ihr befand sich die Gaststätte „Reichskanzler”. Ab 1906 gehörte sie dem Brauereibesitzer Bruno Hübner, ab 1936 der Familie Bockisch. Der Kanzler war für viele Vereine das Vereinslokal. Im Laufe der Jahre gab es sogar eine Fußballmannschaft, die sich 1. FC Kanzler nannte. 1990 wurde die spätere Gaststätte Stadt Taucha für immer geschlossen. Seitdem steht das Gebäude leer.
Unter anderem sollen die Rundbögen an den Fenstern im Erdgeschoss beibehalten werden. Auch die markanten Säulen im Gastraum werden bleiben. Fotos und Pläne aus verschiedenen Epochen des Hauses liegen Chemerys vor. Die Dokumente sollen dabei helfen, den Kanzler möglichst vorbildgetreu zu sanieren. Seine ursprüngliche Gestalt mit Spitzdach, wie vor dem 1. Weltkrieg, wird das Gebäude aber nicht wieder annehmen. „Das ist einfach zu teuer“, so der Unternehmer. Die Gesamtkosten der Sanierungsmaßnahmen schätzt er auf 850 Euro pro Quadratmeter. Bei den rund 850 Quadratmetern Fläche sind das immerhin 722.500 Euro.
Bis zum März will Myroslav Chemerys die technischen Planungen mit Architekten, Statikern und Brandschutzexperten abgeschlossen und einen entsprechenden Bauantrag eingereicht haben. Vorher sollen Gespräche mit der Stadtverwaltung stattfinden. „Wir wollen herausfinden, was die Stadt für Vorstellungen hat“, sagt er. Einen Zeitplan bis zur Wiedereröffnung hat Chemerys nicht: „Das ist ein Privatprojekt, ich setze hier eigenes Geld ein, muss die Finanzierung klären. Es ist noch zu früh, um von der Fertigstellung zu sprechen.“
Taucha kompakt bleibt an diesem ambitionierten Vorhaben dran.
Historische Fotos des „Kanzlers”
Repros: Miroslav Chemerys
So sieht das Gebäude derzeit aus: