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Kommentar: Das Problem der Tauchaer Weihnachtsmärkte | Taucha kompakt

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Veröffentlicht am 28.11.2014 11:50

Kommentar: Das Problem der Tauchaer Weihnachtsmärkte

Taucha hat seit zwölf Jahren zwei Weihnachtsmärkte. Neben dem von der Stadtverwaltung und Vereinen organisierten weihnachtlichen Treiben auf dem Marktplatz gibt es auch den mittelalterlich geprägten Weihnachtsmarkt auf dem Schloss. Das klingt nach einem guten und bunten Angebot. Leider ist dem nur zum Teil so. Ein Kommentar von Daniel Große.

Taucha hat seit zwölf Jahren zwei Weihnachtsmärkte. Neben dem von der Stadtverwaltung und Vereinen organisierten weihnachtlichen Treiben auf dem Marktplatz gibt es auch den mittelalterlich geprägten Weihnachtsmarkt auf dem Schloss. Das klingt nach einem guten und bunten Angebot. Leider ist dem nur zum Teil so. Ein Kommentar von Daniel Große.

Es gibt Stimmen in der Stadt, die sagen, das Beste an Tauchas Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz sei, dass Rossmann geöffnet hat. Wenn man die immer gleichen Buden gesehen, seine obligatorische Bratwurst gegessen sowie mit Glühwein und Bratapfelschnaps heruntergespült hat, kann man noch schnell ein paar Drogeriewaren besorgen. Ohne sich groß zu beeilen ist man in einer Stunde wieder zu Hause. Ungerecht? Überzogen? Vielleicht ein bisschen. Tatsächlich ist aber seit Jahren beim städtisch organisierten Weihnachtsmarkt keine Weiterentwicklung zu erkennen. Das mag zum einen an der begrenzten Platzkapazität auf dem Markt liegen. Zum anderen ist der Weihnachtsmarkt geprägt von einer Ideen- und Emotionslosigkeit, dass man schon fast Absicht vermuten könnte.

Weihnachtsmarkt Taucha (Foto: taucha-kompakt.de)
Weihnachtsmarkt Taucha (Foto: taucha-kompakt.de)
Weihnachtsmarkt Taucha (Foto: taucha-kompakt.de)
Weihnachtsmarkt Taucha (Foto: taucha-kompakt.de)
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Weihnachtsmarkt Taucha (Foto: taucha-kompakt.de)

Die Tauchaer können wohl mittlerweile fast blind über den Weihnachtsmarkt laufen. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Aussteller stets gleich, jede Bude steht an ihrem immer gleichen Platz. Gäbe es nicht den Heimatverein , der in drei Buden Quarkbällchen, Punsch und Schnaps anbietet, sowie den Förderverein der Oberschule, wäre der Weihnachtsmarkt wohl noch leerer. Außer Glühwein, Bratapfelschnaps, Bratwurst, ein Mini-Karussell für ganz kleine Kinder, eine Tombola und den Weihnachtsbaumverkauf ist da nicht viel. Neue gewerbliche Händler mit ausgefallenen Angeboten? Fehlanzeige! Auf der Bühne müssen sich der unausweichliche Harry Künzel, die Kindergartengruppen sowie die Musikschule Fröhlich über die stets miserable Technik und Klangqualität ärgern. Und auf dem Weg zum Markt wundern sich Tauchaer und ihre Gäste über die nicht vorhandene Festbeleuchtung in der Leipziger Straße. Aus technischen Gründen, wie zu erfahren war.

Das schlimme daran: Auch in diesem Jahr werden wir die Unlust der Stadtverwaltung deutlich spüren können. Zwar gibt es mit Nico Graubmann seit 1. März einen neuen Verantwortlichen für Presse, Öffentlichkeitsarbeit, Tourismus und Märkte. Verändern wolle er aber in diesem Jahr noch nichts. „Ich will das wenigstens ein mal durchgeführt haben, mir ein Bild machen und nicht gleich alles ändern. Man muss da vorsichtig sein“, argumentiert er. Nun, eine Möglichkeit wäre ja gewesen, seit März mal mit den Tauchaern über den Weihnachtsmarkt zu sprechen. Stattdessen also nun die Besichtigung des Unheils, vergleichbar mit Besuchen von Ministerpräsidenten in Überschwemmungsgebieten. Vielleicht hängt der Stillstand beim städtischen Weihnachtsmarkt auch mit den klammen Kassen zusammen. Allerdings verwundert es doch sehr, dass die gewerblichen Aussteller keine Standgebühr für den Weihnachtsmarkt zahlen müssen. Lediglich um eine Spende wird gebeten. Dass man auf diese Weise nicht realistisch kalkulieren und investieren kann, ahnt wohl selbst die 2b aus der Grundschule am Park.


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Wie sehr egal der Stadtverwaltung der Weihnachtsmarkt ist, wird an einem weiteren Beispiel deutlich: Tauchas scheidender Bürgermeister Holger Schirmbeck eröffnet den Markt am Sonnabend um 14 Uhr nicht – er hat größere Verpflichtungen: Immerhin gibt sich die internationale Schüler-Initiative „ Plant for the Planet “ die Ehre am großen Schöppenteich. Sechs Trauerweiden sollen dort gepflanzt werden. Trauerweiden. Wie passend. Dass sich für die Aktion, die man sicher ohne weiteres in Absprache mit der Initiative auch hätte an einem anderen Tag veranstalten können, nur zwei Tauchaer Schüler angemeldet haben, kratzt da nicht. Wenn er sein Gesicht für die gute Sache hergeben kann, ist Schirmbeck gern dabei. Wen kümmern denn die Bürger, wenn der Meister ohnehin abtritt. Thomas Kreyßig als zweiter Stellvertreter wird die Eröffnung sicher gut machen. Sonderlich anständig ist das Ganze trotzdem nicht.

Wie es anders gehen kann, zeigt der Mittelalterliche Weihnachtsmarkt auf dem Schloss. Wenn man denn von ihm weiß, denn in Sachen Vernetzung und Zusammenarbeit ist nur wenig zu spüren. Auf der Titelseite des November-Stadtanzeigers wurde lediglich der städtische Weihnachtsmarkt angekündigt. Der Schloss-Weihnachtsmarkt fand Erwähnung im Veranstaltungskalender auf Seite 10 und in der Anzeige des Schloss-Fördervereins auf Seite 12. Im nächsten Jahr wolle man das besser machen, war aus dem Rathaus zu hören. Immerhin auf der Website der Stadt Taucha erwähnt man den Schloss-Weihnachtsmarkt, verlinkt aber vorsichtshalber nur das städtische Programm als PDF . Obwohl das Schloss-Programm für Sonnabend und Sonntag im Netz verfügbar ist. Auch auf dem Weihnachtsmarkt selbst fehlt Jahr für Jahr jeglicher Hinweis auf die Schloss-Weihnacht. Ein Schild, Pfeile auf der Straße oder ähnliches würden sicher die Stadtkasse nicht sprengen, dafür aber das Engagement des Schlossvereines würdigen.

Jürgen Ullrich, 1. Vorsitzender des Fördervereins Schloss Taucha ist dennoch dankbar „für die ersten Versuche, uns zu erwähnen. Das ist dem neuen Sprecher zu verdanken, dem es wohl peinlich war, dass es auf der Titelseite des Stadtanzeigers vergessen wurde. Immerhin sind wir nun online erwähnt“, sagt er. Sein Weihnachtsmarkt wolle auch keine Konkurrenz sein, sondern eher eine Ergänzung. „Wir bieten seit jeher ein bisschen mehr für Kinder, sind durch unsere Kulturscheune auch ein beliebter Ort, um sich ein wenig aufzuwärmen“, so Ullrich. Den Weihnachtsmarkt an einem anderen Adventswochenende zu veranstalten, um dem Wettbewerb mit dem städtischen Markt aus dem Weg zu gehen, sei aber keine Option. „Den Leuten gefällt es gut, wenn sie pendeln können. Die Vorweihnachtszeit ist knapp, viele wollen nach Panitzsch, Leipzig oder ins Erzgebirge auf die dortigen Märkte, darum hängen wir uns an den städtischen Markt“, so Ullrich. Gespannt ist er, wie die Vernetzung beider Märkte in Zukunft aussehen wird.

Denn immerhin zeichnet Sprecher Nico Graubmann für nächstes Jahr vorsichtig einige Änderungen vor: Die Straßenbeleuchtung soll zurückkehren, die Märkte auf dem Schloss und Markt sollen mit einer Lichterkette verbunden werden, so der Plan. Die bessere Verknüpfung sei ein Ziel, man betrachte sich nicht als Konkurrenz. Wenn dann noch beim städtischen Markt ein wenig Wille, Lust und vielleicht auch Mut zur Veränderung zu erkennen ist, wird’s möglicherweise auch in Taucha wieder besinnlich-schön zur Weihnachtszeit.


Daniel Große
Daniel Große
Daniel Große arbeitet seit 2001 als freier Journalist und berichtet hier zu allen Themen, die unsere Region bewegen. Infrastruktur, Blaulicht-Meldungen, Veranstaltungen, Neues aus den Rathäusern und vieles mehr veröffentlicht er hier. Schnell, kompakt und verständlich.
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© taucha.media, Daniel Große.
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