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Flüchtlinge: Taucha bekommt drei zentrale Unterkünfte für 328 Menschen | Taucha kompakt

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Veröffentlicht am 13.11.2015 13:38

Flüchtlinge: Taucha bekommt drei zentrale Unterkünfte für 328 Menschen

Laut aktueller Zuweisungsliste müssen die Kommunen des Landkreises Nordsachsen in diesem Jahr 1,5 Prozent Flüchtlinge, gemessen an der Gesamtbevölkerung, aufnehmen. Bei rund 15.000 Einwohnern in Taucha wären das etwa 220 Flüchtlinge. 64 sind bereits in der Parthestadt untergebracht – verbleiben 155. Wo die wohnen sollen, wurde in der Stadtratssitzung vom 12. November erklärt.

Laut aktueller Zuweisungsliste müssen die Kommunen des Landkreises Nordsachsen in diesem Jahr 1,5 Prozent Flüchtlinge, gemessen an der Gesamtbevölkerung, aufnehmen. Bei rund 15.000 Einwohnern in Taucha wären das etwa 220 Flüchtlinge. 64 sind bereits in der Parthestadt untergebracht – verbleiben 155. Wo die wohnen sollen, wurde in der Stadtratssitzung vom 12. November erklärt.

Die 17. Stadtratssitzung des Jahres in Taucha war in vielerlei Hinsicht besonders: Zum einen wurde zu Beginn des verstorbenen ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt gedacht. „Er war ein streitbarer Staatsmann mit Weitblick“, erinnerte Bürgermeister Tobias Meier an den charismatischen Politiker. Ihm zu Ehren weht die Deutschland-Flagge vor dem Rathaus bis zum Volkstrauertag am Sonntag auf Halbmast. Nach einer Schweigeminute startete die Stadtratssitzung, auf deren Tagesordnungspunkt 2 ein Vortrag von Angelika Stoye, Ordnungsdezernentin im Landratsamt Nordsachsen, stand. Zu diesem Themenkomplex wurden bereits Bürgerfragen zugelassen, was sonst immer erst am Ende der Stadtratssitzung der Fall ist.

Zwei Gemeinschaftsunterkünfte in diesem Jahr taucha-fluechtlinge-gaestehaus_2 (Foto: taucha-kompakt.de)
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Zwei Gemeinschaftsunterkünfte in diesem Jahr taucha-fluechtlinge-gaestehaus_2 (Foto: taucha-kompakt.de)

„Die Zahl der Flüchtlinge nimmt zu. Derzeit gilt der Anspruch der Stadtverwaltung, diese dezentral unterzubringen. Die Art der Unterbringung obliegt aber dem Landratsamt und mit der Zunahme der Flüchtlinge wird auch Taucha nicht umhin kommen, nach einer zentralen Unterkunft zu suchen“, begann Tobias Meier den Tagesordnungspunkt. Und während offenbar, wie am Donnerstag bekannt wurde, die Bundesregierung nicht weiß, wie viele Flüchtlinge in Deutschland in den Kommunen verteilt sind, wissen das Landratsamt Nordsachsen und die Stadt Taucha genau Bescheid: „Derzeit haben wir 64 Asylbewerber, vorwiegend Familien, aufgenommen“, so Meier. 31 von ihnen würden in den derzeit 25 verfügbaren Wohnungen der städtischen Gesellschaft IBV leben, wobei noch noch nicht alle Wohnungen voll belegt seien. Bei einer vollen Auslastung können in den 25 Wohnungen 95 Menschen leben. „Mehr geht nicht, was städtischen Wohnraum betrifft. Wir haben einen sehr hohen Vermietungsstand und alles ausgereizt, was möglich ist“, fuhr Meier fort. Die restlichen Asylbewerber seien in Wohnungen privater Vermieter untergebracht. „Nahezu täglich bekommen wir und das Landratsamt neue Angebote. Es gibt auch Angebote von Tauchaern, Flüchtlinge zu Hause aufzunehmen. Hier hilft unser Fachbereich Ordnung, geleitet von Jens Rühling“, sagt Meier.

Zwei Gemeinschaftsunterkünfte in diesem Jahr

Zwei neue Objekte sollen noch in diesem Jahr von Flüchtlingen bezogen werden: Das „Gästehaus am Pumpenwerk“, das etwa zwischen dem BEKA Pumpenwerk und der Freiligrathstraße steht. Hier sollen Ende November, Anfang Dezember 18 Personen einziehen.


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In der Portitzer Straße 69c und d, hinter der Aral Tankstelle, sollen noch in diesem Jahr 70 Menschen untergebracht werden. Diese 88 Flüchtlinge ziehen also auf jeden Fall noch nach Taucha.

Ob die rein rechnerisch verbleibenden 67 Asylbewerber, die Taucha laut Zuweisungsquote aufnehmen muss, noch kommen, und wo sie wohnen sollen, stehe laut Anfrage von Taucha kompakt noch nicht fest. Die Stadtverwaltung suche weiterhin Unterkünfte, teilte Meier mit. Die Kosten für die Herstellung der Bezugsfähigkeit beider genannter Objekte trage das Land Sachsen bzw. das Landratsamt. Tauchas Haushalt werde damit nicht belastet.

Neubau einer Unterkunft im nächsten Jahr

Im nächsten Jahr soll dann ein Neubau in Taucha für Flüchtlinge entstehen. Auf der derzeitigen Brachfläche an der Gießereistraße, hinter Multipolster, sollen zwei Wohneinheiten mit je 120 Betten in Zweibettzimmern entstehen. Hier wohnen dann also bis zu 240 Flüchtlinge.

Diese Zahl ist auch nötig, denn im nächsten Jahr steigt die Zuweisungsquote nach Einwohnerschlüssel auf 3 statt 1,5 Prozent. Heißt: 450 Flüchtlinge muss Taucha im Jahr 2016 aufnehmen. Korrektur: Im nächsten Jahr kommen noch mal 220 Flüchtlinge dazu, so dass die Zuweisungsquote nach Einwohnerschlüssel dann insgesamt 3 Prozent beträgt. „Diese Quote ist machbar, dies stellt keine Überforderung unserer Zivilgesellschaft dar“, meinte Angelika Stoye. Einen Vertrag für das Areal Gießereistraße gebe es aber noch nicht, das Vorhaben müsse ohnehin erst durch den Kreistag. Mit einem Baubeginn sei vor dem Frühjahr 2016 nicht zu rechnen, so Bürgermeister Tobias Meier.

Angesichts der zu erwartenden Zahlen von Flüchtlingen beschäftigte die Sicherheitslage in der Stadt die anwesenden Bürger. Positiv zu werten war hier, dass Stadtverwaltung und Landratsamt daran dachten, auch Vertreter der Polizei einzuladen – wenngleich man den Eindruck hatte, dass meist ausweichend geantwortet wurde. Michael Götze aus Sehlis wollte wissen, wie die Gefährdungslage eingeschätzt wird, vor allem aus der rechten Szene. Jens Galka, Abteilungsleiter Polizeivollzugsdienst bei der Polizeidirektion, antwortete, er habe keine Erkenntnisse diesbezüglich, was auch an der guten Willkommenskultur in Taucha liege.

Thomas Kreyßig und Peter Wagner, Stadträte der SPD, kamen recht deutlich auf die Polizeistrukturreform zu sprechen, die maßgeblich dafür verantwortlich ist, dass Taucha kein Polizeirevier mehr hat. „Muss die Polizei denn erst warten, bis unbequeme Bürger aufmarschieren oder kann man nicht jetzt schon anfangen, das Revier wieder zu besetzen?“, fragte Kreyßig. Und Wagner zählte auf: „Die Revierzuständigkeit beginnt in Schkeuditz und endet in Taucha. Theoretisch stehen sieben Fahrzeuge mit je zwei Mann zur Verfügung. Dass die Praxis anders aussieht, wissen wir alle. Das eine Fahrzeug für Taucha wird im Ernstfall abgezogen. Die Ängste der Bürger diesbezüglich kann wohl jeder nachvollziehen“, sagte der SPD-Stadtrat. Axel Palitzsch, Leiter des Reviers Leipzig-Nord, das auch für Taucha zuständig ist, bestätigte, dass die Beamten eigentlich zu wenig sind. „Ich kann das aber nicht bestimmen und muss damit leben und arbeiten. Und ich bin bereit, damit zu arbeiten und hoffe, dass sich bis zu meiner Pensionierung noch etwas ändert“, sagte er. Prinzipiell sei die Polizei jetzt schon durch die Zunahme der Aufgabenbereiche an der Belastungsgrenze. Hoffnungen setzt er in eine Evaluierungsgruppe des Landes Sachsen, die derzeitige Bedarfe ermittle. Möglicherweise käme die ja zum Schluss, dass Taucha wieder ein Revier benötige.

Zahlen und Fakten zu Flüchtlingen im Landkreis Nordsachsen:

  • 2012: 1472013: 2482014: 4632015: 1987 (angekündigt)
  • Derzeit leben im Landkreis Nordsachsen 1534 asylsuchende Personen. 1099 leben in Wohnungen, 435 in Gemeinschaftsunterkünften. In diesem Jahr muss der Landkreis geschätzt noch 877 Flüchtlinge aufnehmen.

Es gebe bereits viele Anerkennungsbescheide, vor allem für Flüchtlinge aus Syrien. Naturgemäß sei die Fluktuation hoch, es gebe aber auch viele Flüchtlinge, die sich bewusst für den Landkreis entscheiden und hier bleiben.

Gemeinschaftsunterkünfte im Landkreis Nordsachsen

Delitzsch/Spröda: 250 Plätze

Oschatz: 60 Plätze

Rackwitz/Zschortau: 51 Plätze

Torgau, Am Stadtpark 2: 28 Plätze (Ausbau wird vorbereitet)

Schkeuditz/Dölzig: 60 Plätze

Wohnraumbereitstellungen:

Derzeit sind 444 Wohnungen angemietet, 348 davon sind mit 1099 Asylsuchenden belegt, 96 sind in Vorbereitung zur Belegung.

71,6 Prozent der Flüchtlinge im Landkreis Nordsachsen leben in Wohnungen, dies stelle eine enorme Quote im Vergleich zu anderen Städten dar.

Maßnahmen zur Integration

  • Deutschkurse für Erwachsene
  • Schulanlaufberatung über die Bildungsagentur, denn mit Ankunft in Deutschland sind die Kinder schulpflichtig. Deutsch als Zweitsprache wird gelehrt.
  • Kita-Besuche: 216 Kinder im Alter von 0 bis 7 Jahren sind derzeit im Asylverfahren. Bei der Kita-Platz-Vergabe gebe es keine Bevorzugung. Die Eltern reihen sich genau so in die Warteliste ein, wie alle anderen.
  • Alltagslotsen helfen bei der Orientierung
  • persönliche Patenschaften sowie lokale Integrationsprojekte

Integrationsangebote der Stadt Taucha

Alle Angebote hat die Stadtverwaltung auf einer eigenen Seite Willkommenskultur zusammengefasst.

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Daniel Große
Daniel Große
Daniel Große arbeitet seit 2001 als freier Journalist und berichtet hier zu allen Themen, die unsere Region bewegen. Infrastruktur, Blaulicht-Meldungen, Veranstaltungen, Neues aus den Rathäusern und vieles mehr veröffentlicht er hier. Schnell, kompakt und verständlich.
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© taucha.media, Daniel Große.
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