Eigentlich sollte morgen im Kino CT Lichtspiele Taucha der neueste Teil der Avengers-Reihe von Marvel anlaufen. Doch daraus wird vorerst nichts. Grund sind neue Verleih-Konditionen der Walt Disney Studios Motion Pictures, mit denen der Kinobetreiber nicht einverstanden ist. Auch der neue Teil von Tinkerbell, der für nächste Woche geplant war, ist davon betroffen. Er soll nun später gezeigt werden. Bundesweit boykottieren bis zu 600 kleine Kinos derzeit den Disney-Konzern.
Eigentlich sollte morgen im Kino CT Lichtspiele Taucha der neueste Teil der Avengers-Reihe von Marvel anlaufen. Doch daraus wird vorerst nichts. Grund sind neue Verleih-Konditionen der Walt Disney Studios Motion Pictures, mit denen der Kinobetreiber nicht einverstanden ist. Auch der neue Teil von Tinkerbell, der für nächste Woche geplant war, ist davon betroffen. Er soll nun später gezeigt werden. Bundesweit boykottieren bis zu 600 kleine Kinos derzeit den Disney-Konzern.
Konkret sind es vor allem diese zwei Dinge, die Disney mit dem Start von Avengers: Age of Ultron ändern will und die kleinere Kinos in Bedrängnis bringen: Zum einen wird ab sofort der Verleihmietsatz, also die Abgabe pro Film, nicht mehr am Kino festgemacht, sondern am Ort. Dieser Satz wurde von 47,7 Prozent auf 53 Prozent angehoben. Prinzipiell starten nun alle Disney-Filme mit diesen 53 Prozent Abgabe – und das für mindestens 21 Tage. Läuft ein Film bundesweit gut, muss er die Folgewoche nach den 21 Tagen, ebenfalls für die 53 Prozent weitergespielt werden. Daniel Grahl, Betreiber des Kinos in Taucha erklärt dieses Vorgehen, das Prolongation genannt wird. „Die Prolongation wird nun dahingehend geändert, dass ein Film in Orten unter 50.000 Einwohner, wozu auch Taucha zählt, weiterhin gespielt werden muss, wenn er bundesweit in diesen Orten mehr als 250.000 Besucher hatte. Die Abgabe pro Film wird also über alle Orte gezogen.“ Das Problem hierbei: Größere Kinos oder Häuser mit einem größeren Einzugsbereich, etwa das UCI im Einkaufszentrum Nova Eventis, legen mittels dieses Systems die Abgabe für die kleineren Kinos fest.
Ein weiteres Detail der neuen Vertragsbedingungen, die Disney den Kinobetreibern hat zukommen lassen, wiegt laut Daniel Grahl aber noch schwerer: Der Mindestverleihanteil pro verkaufter Kinokarte wird auf durchschnittlich 3,20 Euro netto festgelegt. Eine Höhe, mit der Grahl angesichts seiner günstigen Eintrittspreise nicht zurecht kommt. „Inklusive Mehrwertsteuer würde ich eine Abgabe von 3,42 Euro zahlen. Vor allem an Kinotagen, wo die Karte den Kunden nur 3,50 Euro kostet, aber auch an allen anderen Tagen funktioniert das System mit meinen Eintrittspreisen nicht“, sagt der Kinobetreiber. Letztlich würde er nur noch für den Verleih arbeiten. Strom, Heizung, Klimaanlage und Mitarbeiter sowie Abgaben, etwa an die GEMA oder die Filmförderungsanstalt könnten nur schwerlich bis gar nicht bezahlt werden. Um den neuen Konditionen zuzustimmen, müssten die Preise um etwa 2,50 Euro pro Karte erhöht werden. Ein Schritt, den Betreiber kleinerer Kinos scheuen, ist der Preisvorteil doch oft das einzige Kriterium, das Kunden davon abhält, in die benachbarte Großstadt zu fahren.
Beim Hauptverband Deutscher Filmtheater e.V. (HDF) sieht man das Vorgehen Disneys äußerst kritisch: „Das Gesamtpaket der neuen Konditionen, das aus vielen Elementen besteht, ist ein Frontalangriff auf die Kinowirtschaft“, sagt Andreas Kramer, stellvertretender Vorstand des HDF. Er befürchtet, dass andere Verleiher nachziehen werden. „Wir gehen davon aus, dass dies als Einstieg zum Eingriff ins Filmmietengefüge benutzt wird, um die Kinos auf dem Land zu verpflichten, ihre Preise anzupassen. Disney nutzt hier den Hebel über die kleinen Kinos, um die Preisspirale insgesamt zu öffnen“, so Kramer.
Außerdem sieht der HDF die Kurzfristigkeit der Ankündigung als großes Problem. „Den Kinos wurden die neuen Konditionen Anfang April, kurz vor Ostern, mitgeteilt. Auf geschäftlicher Basis ist das ein Unding, so geht man nicht miteinander um“, kritisiert Andreas Kramer den Disney-Konzern.
Disney selbst sagt zu all dem: nichts. Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa erklärte eine Sprechern lediglich, vertrauliche Vertragsdetails würden prinzipiell nicht kommentiert.
Die Konsequenz für Kinobetreiber Daniel Grahl ist vorerst, Avengers und Tinkerbell nicht zum Bundesstart zu zeigen und auf eine Einigung mit Walt Disney zu hoffen. Bundesweit, so schätzen Branchenkenner, beteiligen sich an dem Boykott der Disney-Filme rund 600 Kinos. Allerdings, so schätzen der HDF und auch der Tauchaer Kinobetreiber, kommt es wohl nicht zu einer Einigung. Grahl: „Ich vermute, dass wir am Ende die Dummen sind und uns beugen müssen. Wie das dann genau aussieht, kann ich noch nicht sagen.“
Mit diesem Post auf der Facebook-Seite informierte das Kino Taucha seine Gäste://
Liebe Kinogäste, aufgrund neuer Konditionen von Walt Disney Studios Motion Pictures Germany haben wir uns entschieden,... Posted by Kino Taucha on Monday, April 20, 2015