In Taucha endet im Dezember mal wieder eine Ära. Nach 43 Jahren schließt dann die Bäckerei Berthold. Bäckermeister Rainer Berthold und seine Frau Ilona wollen in den wohlverdienten Ruhestand. Einen Nachfolger gibt es nicht.
In Taucha endet im Dezember mal wieder eine Ära. Nach 43 Jahren schließt dann die Bäckerei Berthold. Bäckermeister Rainer Berthold und seine Frau Ilona wollen in den wohlverdienten Ruhestand. Einen Nachfolger gibt es nicht.
Am 1. März 1976 gründete Rainer Berthold sein Unternehmen in Taucha. Schon immer war er am gleichen Standort wie jetzt, der Leipziger Straße 99. Gelernt hat er in Seifertshain, wo sein Vater und sein Opa Bäckereien hatten. „Wir wollten das nicht übernehmen, sondern uns mit was eigenem selbstständig machen. Und ganz pragmatisch suchten wir eine Wohnung. Wir wussten, wenn wir einen Bäckerladen aufmachen, bekommen wir auch eine Wohnung in dem Haus“, lächelt Rainer Berthold. Er selbst übernahm damals die ehemalige Bäckerei Beil. „Den Tipp bekam ich von Günter Liebethal, dem Obermeister der Konditoren zur damaligen Zeit. Das war Gold wert. Es klappte, wir konnten den Laden weiterführen und bekamen auch eine Wohnung“, blickt er zurück.
Händeringend suchte er in den vergangenen Monaten einen Nachfolger. Über die Handwerkskammer und andere Kanäle. „Es waren immer mal wieder Leute da, die sich alles hier angeguckt haben. Danach meldeten sie sich nie wieder. Das macht man offenbar heutzutage so“, bedauert der 67-Jährige. Seine Söhne wollen die Nachfolge nicht antreten. Und auch sonst gestaltet sich die Suche schwierig. „Ich vermute mal, es will keiner mehr die Arbeit machen“, so Berthold. Jeden Abend geht er um 19.30 Uhr ins Bett, um 23.30 Uhr wieder aufzustehen. Dann wechselt er in die Backstube, um Brot, Brötchen, Kuchen und Torten herzustellen. „Wir haben schon immer alles selbst gemacht, verwenden keine Fertigmehle, kochen den Pudding noch selbst. Klar kann man das auch fertig kaufen, aber dann heben wir uns ja nicht mehr ab und die Kundschaft könnte gleich in den Supermarkt gehen“, sagt er.
Schluss ist für ihn, seine Frau sowie die zehn Teilzeitkräfte an Heiligabend. Mittags schließt der Laden. „Ich plane nichts besonderes. Wir machen mit der Belegschaft noch eine kleine Feier. Denn der Zusammenhalt war schon immer ganz besonders, das sucht man heute vergeblich. Ich bin dafür sehr dankbar und will das auch zeigen“, so Rainer Berthold. Alle Mitarbeiter haben bereits Verträge bei neuen Arbeitgebern, teilt er mit.
So richtig angefreundet habe er sich noch nicht mit dem Gedanken, dann Rentner zu sein, sagt er. Seine Frau Ilona ist da schon weiter: „Schluss! Irgendwann muss man auch mal aufhören“, sagt sie energisch. Genau wie ihr Mann hofft sie noch auf einen Nachfolger in letzter Minute. „Schon wegen der Miete, es wäre wichtig, die Einnahme zu haben“, sagt das Ehepaar. Baulich zu trennen wären Wohnung und Laden. Ob sie im Ruhestand in Taucha wohnen bleiben, ist aber noch nicht geklärt. „Ich wüsste wahrscheinlich nicht, was ich hier machen soll“, sagt der Handwerker, der ein großes Gartengrundstück mit Haus bei Grimma hat...