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Taucha und der Rechtsextremismus: Aktionstag am Samstag | Taucha kompakt

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Veröffentlicht am 23.05.2019 16:58

Taucha und der Rechtsextremismus: Aktionstag am Samstag

Hat Taucha ein Problem mit Rechtsextremismus? Ja - sagen viele Vereine und Akteure und laden daher am Samstag zum Tag für ein buntes, solidarisches Taucha auf den Markt. Ab 14 Uhr soll es ein kleines Programm, aber vor allem viel Zeit für Gespräche geben.

Hat Taucha ein Problem mit Rechtsextremismus? Ja - sagen viele Vereine und Akteure und laden daher am Samstag zum Tag für ein buntes, solidarisches Taucha auf den Markt. Ab 14 Uhr soll es ein kleines Programm, aber vor allem viel Zeit für Gespräche geben.

Rechtsextreme Sprüche, geschrieben mit Edding an Straßenschilder, gesprüht an Häuserwände, als Aufkleber quasi überall hingeklebt. Wer sind diese Leute, die so etwas machen? Nur Kinder oder Heranwachsende, die dumme Scherze machen wollen? „Leider nicht”, sagt ein Mitglied der Initiative „ SAfT - Solidarische Alternativen für Taucha „. „Im Gegenteil, die Szene ist stark vernetzt. Das zeigen uns unter anderem die verwendeten Aufkleber und auch die Schnelligkeit, mit der nach Putzaktionen wieder neue Aufkleber vorhanden sind”, sagt der junge Mann weiter, der nur „Klaus” genannt werden will.

Taucha und der Rechtsextremismus: Aktionstag am Samstag (Foto: taucha-kompakt.de)
Taucha und der Rechtsextremismus: Aktionstag am Samstag (Foto: taucha-kompakt.de)
Taucha und der Rechtsextremismus: Aktionstag am Samstag (Foto: taucha-kompakt.de)
Taucha und der Rechtsextremismus: Aktionstag am Samstag (Foto: taucha-kompakt.de)
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Taucha und der Rechtsextremismus: Aktionstag am Samstag (Foto: taucha-kompakt.de)

Die Vorsicht, seine Identität möglichst nicht preiszugeben, ist berechtigt, wie er sagt. „Ich werde immer öfter auf offener Straße beleidigt, als 'Zecke betitelt und mir werden Schläge angeboten”, berichtet er. Begleitet wäre dies nicht selten durch „Sieg Heil”-Rufe oder den Hitlergruß - in aller Öffentlichkeit und mitten am Tag. Es gäbe Bereiche in Taucha, in die er sich nicht mehr allein bewegen könne. Schwerpunkte seien das Umfeld des Kauflands, der Bahnhof und der Park an der Straßenbahn-Endstelle.

Problematisch an den Schmierereien und Aufklebern ist die Herkunft: „NS Boxing Crew” sei oft zu lesen, was ein Hinweis auf die Kampfsportszene sei. Auch seien viele Tauchaer, die sich offen zur rechten Szene bekennen, an Militärhistorie interessiert. „Die fahren nach Osteuropa und stellen für ihre Instagram-Accounts Kampfhandlungen mit Panzern aus dem zweiten Weltkrieg nach”, sagt Klaus. Aus ihren weiteren Aktionen in den sozialen Netzwerken wäre erkennbar, dass sie sich nicht nur aus militärhistorischer Sicht interessieren, sondern dass bei ihnen „extremes Gedankengut” existiere. Zudem würden oft Aufkleber genutzt, die nicht so leicht zu bekommen seien. „Die Szene in Taucha ist gut vernetzt, etwa mit der rechten Szene in Kleinzschocher, aber auch überregional”, erzählt Klaus. Außerdem würden eigene Aufkleber mit Sprüchen wie „Taucha bleibt rechts” existieren.


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Die Thematik ist auch in der Stadtverwaltung nicht unbekannt. Hinter verschlossenen Türen fanden in diesem Jahr bereits fünf Runde Tische zum Rechtsextremismus in Taucha statt. Diverse Akteure wie das Jugendparlament, die Opferberatung der Regionalen Arbeitsstelle für Bildung, Integration und Demokratie Sachen e.V. (RAA), das Kulturbüro Sachsen, der Streetworker, Schulsozialarbeiter der Oberschule und des Geschwister-Scholl-Gymnasiums, das Dokumentationsprojekt chronikLE.org sowie die Kommunale Integrationskoordinatorin trafen sich hier, um sich über die die Problematik auszutauschen.

Situationsbeschreibung dokumentiert aktuellen Zustand

Für die Stadtverwaltung sei zudem eine Situationsbeschreibung zur rechten Szene in Taucha entstanden, erzählt Klaus. Hierin werden Beschreibungen der Sozialarbeiter, Dokumentationen durch chronikLE.org sowie Stimmen der Bürger zusammengefasst. Unter anderem sei im Bericht von „omnipräsenten rechten Propagandadelikten” die Rede. Auch würden über Gruppenchats volksverhetzende, diskriminierende und weitere rechte Propaganda verteilt. Einige Schüler fühlten sich in ihrer freien Entfaltung gestört. Dokumentierte rechte Schmierereien würden sich auch an der Jugendfläche (Pavillon) finden. Hakenkreuze in Herzen etwa oder Sprüche wie „I love Hitler”, I love NS” oder „Juden ins Arbeitslager”.

Aktionstag am Samstag

Am Samstag nun gibt es einen Aktionstag für ein buntes, solidarisches Taucha. Von 14 bis 19 Uhr wolle die Initiative SAfT hier mit den Bürgern ins Gespräch kommen, sich vor allem vorstellen und aufklären über die Situation. „Wir wollen für eine erhöhte Aufmerksamkeit sorgen, damit rechte Parolen nicht länger ungesehen bleiben. Viele nehmen diese im Stadtbild gar nicht wahr. Weil sie andere Sorgen haben oder weil sie wegschauen”, meint Klaus. Auch wolle SAfT sehen, welche Meinung ihnen entgegenschlage. Eingeladen sind der Förderverein für Jugendkultur und Zwischenmenschlichkeit e.V., der in Grimma das „Dorf der Jugend” betreibt, die Dokumentationsplattform chronikLE.org, die Bürgerinitiative Kleinzschocher wird bunt, die Kommunikationsstelle der antirassistischen Initiative und der Solarverein Leipzig. Autorin Marlies Michel wird aus ihrem Buch „Zwischen Spiel und Bombenhagel” lesen, für Kinder gibt es Siebdruck und eine Hüpfburg. Bei schlechtem Wetter habe der Schlossverein signalisiert, dass die Veranstaltung in der Kulturscheune stattfinden könne.

Bürgermeister Tobias Meier begrüßt die Initiative aller Akteure: „Es ist gut und wichtig, dass wir Tauchaer haben, die sich derart engagieren. Mit der Zeittauschbörse, dem Jugendparlament, dem Streetworker und den Schulsozialarbeitern sind wir bereits bestens aufgestellt. Dass sich nun weitere Menschen engagieren, ist ein gutes Signal”, sagt er. Gleichzeitig legt er jedoch großen Wert darauf, dass die Akteure am Samstag mehrheitlich Tauchaer sein sollen. „Wir wollen hier keinen Polittourismus. Als Stadt sind wir ganz klar gegen jegliche Verrohung und extremistische Orientierungen, egal aus welchem Lager”, erklärt er.

Dass mit einem Aktionstag die Thematik nicht erschöpfend behandelt werden kann, ist der Initiative SAfT auch klar, sagt Klaus. Langfristziel seien Projekte an Schulen sowie die Eröffnung eines Zentrums für Jugendliche. Der Jugendclub reiche nicht aus, um alle zu erreichen.


Daniel Große
Daniel Große
Daniel Große arbeitet seit 2001 als freier Journalist und berichtet hier zu allen Themen, die unsere Region bewegen. Infrastruktur, Blaulicht-Meldungen, Veranstaltungen, Neues aus den Rathäusern und vieles mehr veröffentlicht er hier. Schnell, kompakt und verständlich.
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© taucha.media, Daniel Große.
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