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Ernst-Barlach-Straße: Stadtverwaltung bricht Experiment ab | Taucha kompakt

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Veröffentlicht am 17.07.2020 20:37

Ernst-Barlach-Straße: Stadtverwaltung bricht Experiment ab

Nach 17 Tagen war Schluss: Das Experiment, die Ernst-Barlach-Straße mittels einer „unechten” Einbahnstraße vom Verkehr zu entlasten, wurde vorzeitig abgebrochen. Zu groß waren offenbar der Druck und die Beschwerden der Anwohner der umliegenden Straßen.

Nach 17 Tagen war Schluss: Das Experiment, die Ernst-Barlach-Straße mittels einer „unechten” Einbahnstraße vom Verkehr zu entlasten, wurde vorzeitig abgebrochen. Zu groß waren offenbar der Druck und die Beschwerden der Anwohner der umliegenden Straßen.

„Wir sind fassungslos. Offenbar kämpft man in dieser Stadt umsonst gegen Mühlen”, sagt Steffen Förster. Als Anwohner des Teils der Ernst-Barlach-Straße, der 17 Tage nur aus Richtung Feuerwache befahren werden durfte, kann er nicht verstehen, wieso die Einbahnstraßenregelung nun wieder aufgehoben wurde, obwohl die Stadtverwaltung einen Testballon bis Ende September angekündigt hatte. „Am Dienstag fand ein technischer Aussschuss statt. Dort wurde beschlossen, das Experiment sofort zu beenden”, so Förster weiter. Jens Rühling, Fachbereichsleiter Ordnung und Soziales nannte in einer E-Mail „massive Beschwerden umliegender Anwohner und starker Druck von Aussen als Begründung”, sagt der Anwohner.

Ernst-Barlach-Straße: Stadtverwaltung bricht Experiment ab (Foto: taucha-kompakt.de)
Ernst-Barlach-Straße: Stadtverwaltung bricht Experiment ab (Foto: taucha-kompakt.de)
Ernst-Barlach-Straße: Stadtverwaltung bricht Experiment ab (Foto: taucha-kompakt.de)
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Ernst-Barlach-Straße: Stadtverwaltung bricht Experiment ab (Foto: taucha-kompakt.de)

Besonders enttäuscht seien er und weitere Anwohner darüber, dass es laut Rühling keine weiteren Maßnahmen, geschweige denn Überlegungen geben solle, um an einer allumfassenden Lösung zu arbeiten. „Uns erscheint es hier leider so, dass die Einwände die seit 2015 unsererseits und auch von Anwohnern des Gärtnerwegs eingebracht wurden, sowie unsere möglichen Lösungsansätze hier in Gänze ignoriert werden und keinerlei Gewichtung seitens der Stadt finden”, sagt Steffen Förster weiter.

Am vergangenen Freitag hatte in dem Wohngebiet eine angemeldete Demonstration stattgefunden, um auf die Verkehrssituation in der gesamten Siedlung aufmerksam zu machen. Rund 40 bis 50 Personen aus dem Gärtnerweg sowie beiden Seiten des Ernst-Barlach-Ringes waren dort laut Steffen Förster anwesend. Auch, um sich gegenseitig auszutauschen und nach einer einvernehmlichen Lösung für alle zu suchen. Für den 24. Juli sei eine neue Demonstration an der Kreuzung Klingerstraße/Gärtnerweg/Ernst-Barlach-Straße geplant. Die Demo geht von 15 bis 16 Uhr und ist bereits genehmigt.


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Enttäuscht von der Stadtverwaltung ist auch Tobias Kunze. Er ist einer der Organisatoren des Protestes und sagt: „Die Einrichtung der Einbahnstraßenregelung war nie unser Ansinnen. Wir wollen keinen sozialen Unfrieden zwischen den Anwohnern der verschiedenen Straßen heraufbeschwören. Aber offenbar ist es der Plan der Stadtverwaltung, hier Spannungen zu erzeugen”, sagt er. Der von den Anwohnern präferierte Vorschlag sei gewesen, die gesamte Siedlung Gärtnerweg, Adolf-Menzel-Straße, den Ring der Ernst-Barlach-Straße, die Marc-Chagall-Straße und die Max-Klinger-Straße zur Fahrradstraße zu erklären. Mit dem Zusatz, dass hier Liefer- und Anwohnerverkehr erlaubt ist. „Dazu wollten wir auch am Ende des linken und rechten Rings der Ernst-Barlach-Straße Poller, um das Ein- und Ausfahren von Autos zu verhindern, die nicht Anwohnern gehören”, erklärt Tobias Kunze die Überlegungen. Von Seiten der Stadtverwaltung sei dies nicht geprüft, sondern stattdessen die Einbahnstraßenregelung präsentiert und umgesetzt worden. „Für uns war ganz klar, dass der Ring der Ernst-Barlach-Straße dann natürlich von der anderen Seite beidseitig befahren und der Verkehr so nur verlagert wird. Uns erschließt sich nicht, dass dies im Rathaus nicht gesehen wurde”, so Kunze.

Bürgermeister Tobias Meier widerspricht: „Natürlich war uns klar, dass das für Verärgerung bei anderen Anwohnern sorgt. Geplant war ja auch, die Verkehrsführung rollieren zu lassen, also nach einigen Wochen die Einbahnstraße zu drehen oder andere Straßen zur Einbahnstraße zu erklären. Nach den massiven Einwänden haben wir das Projekt aber vorerst abgebrochen”, sagt er. Auch den Wunsch nach einer Fahrradzone für das gesamte Wohngebiet habe man geprüft aber schließlich abgewählt. „Dann hätte sich der Verkehr durch die Zwicksche Siedlung gezwängt und schließlich wieder auf der B87 getroffen. Das wurde seitens der Verwaltung nicht als Option gesehen”, sagt Meier. Allerdings: Bereits mit der Einbahnstraßenregelung sei es das Ziel gewesen, die „Abkürzung” durch das Wohngebiet für Autofahrer unattraktiv zu machen und sie so auf der B87 zu halten.

Für Tobias Kunze spielt vor allem der Aspekt eine Rolle, dass die Ernst-Barlach-Straße über keine Fußwege verfügt, bogenförmig und schwer einsehbar ist. Darum sei es auch technisch nicht machbar, Geschwindigkeitsmessungen durchzuführen. Für Schüler sei dies eine gefährliche Situation. „Die Unfallkasse Sachsen war hier vor Ort und hat eine Gefährdungsanalyse erarbeitet. Auch die Schulleiterin der Regenbogenschule und Jens Rühling von der Stadtverwaltung waren dabei anwesend. Es gibt ein Schreiben an den Bürgermeister. Das wird aber offenbar alles missachtet”, berichtet Tobias Kunze.

Auch hier widerspricht Meier: „Die Unfallkasse hat uns informiert, dass sie vor Ort waren aber faktisch nicht zuständig sind und keine Gefährdungslage sehen würden”, sagt er. Allerdings sei geplant, dass sich die Mitglieder der Ausschüsse nach der Sommerpause erneut mit dem Thema befassen und vor allem im Hinblick auf die Schulwege Gedanken machen sollen. Im Herbst würden die Ergebnisse dann dem Stadtrat zur Abstimmung vorgelegt. Für Tobias Meier sei klar, dass „es immer schwieriger wird, in diesem Bereich für Verkehrsberuhigung zu sorgen. Vor allem auch, weil jeder Anwohner an seinem Status Quo festhält”, so der Bürgermeister.


Daniel Große
Daniel Große
Daniel Große arbeitet seit 2001 als freier Journalist und berichtet hier zu allen Themen, die unsere Region bewegen. Infrastruktur, Blaulicht-Meldungen, Veranstaltungen, Neues aus den Rathäusern und vieles mehr veröffentlicht er hier. Schnell, kompakt und verständlich.
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