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Am Sonnabend: Demonstration von „Leipzig nimmt Platz” in Taucha | Taucha kompakt

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Veröffentlicht am 30.06.2022 18:15

Am Sonnabend: Demonstration von „Leipzig nimmt Platz” in Taucha

Unter dem Titel „Auf nach Taucha, rechte Raumnahme stoppen!” will das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz” am kommenden Sonnabend, 2. Juli, in Taucha demonstrieren. Anlass sei laut Ankündigung der mutmaßliche rechte Übergriff gegen einen 14-Jährigen sowie eine „allgemeine Handlungsnotwendigkeit” gegen rechte Strukturen in Taucha. Am Mittwoch gab es bereits eine Kundgebung des Vereins SAfT e.V. auf dem Marktplatz.

Unter dem Titel „Auf nach Taucha, rechte Raumnahme stoppen!” will das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz” am kommenden Sonnabend, 2. Juli, in Taucha demonstrieren. Anlass sei laut Ankündigung der mutmaßliche rechte Übergriff gegen einen 14-Jährigen sowie eine „allgemeine Handlungsnotwendigkeit” gegen rechte Strukturen in Taucha. Am Mittwoch gab es bereits eine Kundgebung des Vereins SAfT e.V. auf dem Marktplatz.

Seit Bekanntwerden der Berichterstattung über die Tat, von der noch immer nicht bekannt ist, ob sie sich so ereignete und wer das Opfer ist , wehren sich Tauchaer gegen die pauschale Aussage, Taucha wäre ein Hort für den Rechtsextremismus. Auch auf der gestrigen Kundgebung des Vereins Solidarische Alternativen für Taucha (SAfT) wurde das am Rande deutlich. Während Klaus-Dieter Jacob eine Liste des Projektes „Chronik LE” mit in Taucha begangenen Taten wie Pöbeleien, das Einwerfen von Scheiben oder das Anbringen von „rechten” Aufklebern verlas, wurde ein Besucher ungehalten: „Das sind alles unbestätigte Angaben, niemand weiß doch, ob das wirklich so war. Und ja, es existieren Aufkleber vom Dritten Weg und anderen rechten Gruppierungen. Wer sagt, dass das Tauchaer waren? Mal davon abgesehen, dass solche Aufkleber auch meist mit Antifa-Aufklebern beantwortet werden. Beides sieht nicht schön aus und ist Sachbeschädigung”, sagte der Bürger, der seinen Namen nicht veröffentlichen möchte. Generell sei Taucha eine weltoffene Stadt, führte er weiter aus. „Vergesst bitte nicht: Wir haben hier so eine Vielfalt an Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, angefangen bei der Gastro-Szene. Zum Ancient Trance Festival kommen jedes Jahr hunderte Menschen aus anderen Nationen. Viele Tauchaer engagieren sich in der Ukraine-Hilfe, haben Menschen aufgenommen, Sach- und Geldspenden gegeben. Ich verwehre mich wirklich gegen die Aussage, wir wären eine Fascho-Stadt, wie es aus der linken Szene gern heißt oder würden Rechtsextremismus hier dulden. Im Alltag taucht hier kein Rechtsextremismus auf”, so der Tauchaer.

Am Mittwoch kamen auf dem Markt rund 70 Menschen für eine Kundgebung gegen rechte Gewalt zusammen. (Foto: taucha-kompakt.de)
Am Mittwoch kamen auf dem Markt rund 70 Menschen für eine Kundgebung gegen rechte Gewalt zusammen. (Foto: taucha-kompakt.de)
Am Mittwoch kamen auf dem Markt rund 70 Menschen für eine Kundgebung gegen rechte Gewalt zusammen. (Foto: taucha-kompakt.de)
Am Mittwoch kamen auf dem Markt rund 70 Menschen für eine Kundgebung gegen rechte Gewalt zusammen. (Foto: taucha-kompakt.de)
Am Mittwoch kamen auf dem Markt rund 70 Menschen für eine Kundgebung gegen rechte Gewalt zusammen. (Foto: taucha-kompakt.de)
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Am Mittwoch kamen auf dem Markt rund 70 Menschen für eine Kundgebung gegen rechte Gewalt zusammen. (Foto: taucha-kompakt.de)

Klaus-Dieter Jacob verlas eine Liste des Projektes Chronik LE mit mutmaßlichen Taten aus dem rechten Spektrum in Taucha.

Auch der SAfT e.V. wolle Taucha nicht in „eine rechte Ecke stellen”, teilt er heute auf seiner Website mit . Vielmehr gehe es darum, für eine lebenswerte, vielfältige und solidarische Gesellschaft zu streiten. „Engagement gegen und die Thematisierung von menschenverachtenden Einstellungen und Strukturen sind damit zwingend verbunden. Wir haben es oft erlebt, dass Tauchaer:innen sich zum Thema rechte Gewalt und Strukturen aus Angst gar nicht oder nur hinter vorgehaltener Hand äußern. Das gilt es zu ändern!”, heißt es auf der Website. Unter den etwa 70 Besuchern der Kundgebung waren auch rund zehn, die sich wohl selbst zum rechten Spektrum zählen dürften. Die Männer standen abseits, unterhielten sich. Einer wollte laut werden, wurde aber von der Polizei angesprochen. Am Ende wurde sachlich diskutiert.


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Für Peer Oehler, Leiter des Polizeireviers Leipzig-Nord, der auch auf dem Markt zugegen war, ist der Fall des mutmaßlichen Übergriffs auf einen 14-Jährigen ziemlich schwierig, wie er sagte: „Für uns als Polizei ist es schwer zu ermitteln, wenn die Polizei nicht die erste Schutzinstanz ist, an die man sich wendet.” Noch immer scheint nicht klar, ob der Vorfall tatsächlich stattgefunden hat, ob die mutmaßlichen Täter aus dem rechten Milieu kommen, warum sich das vermeintliche Opfer nicht an Vertrauenspersonen in Taucha sondern offenbar in der linken Szene Leipzigs gewandt hat. Auch kennt die Polizei noch immer nicht die Identität des Opfers, sucht weiter nach dem 14-Jährigen, dessen Eltern oder Zeugen.

Mehr zum Thema: 27. Juni 2022: Rechter Übergriff in Taucha? Polizei ermittelt 28. Juni 2022: Nach mutmaßlichem rechten Übergriff: Kundgebung am Mittwoch auf dem Markt

Demonstration am Sonnabendnachmittag

All diese ungeklärten Fragen machen eine Einordnung der Tat für viele Tauchaer so schwierig. Und nicht wenige wären wohl zufrieden damit gewesen, wenn die friedliche Kundgebung am Mittwoch die einzige Aktion bleibt. Der Wunsch bleibt ungehört: Das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz” ruft am kommenden Samstag, den 2. Juli, zu einer Demonstration in Taucha auf. Start soll um 15 Uhr am S-Bahnhof Taucha sein. Die Aktion Antifa Leipzig organisiere die gemeinsame Anreise ab Leipzig-Hauptbahnhof. In der Pressemitteilung nennt das Netzwerk als Grund, dass es am vergangenen Wochenende in Taucha zu einem rechten Übergriff gekommen sei. „Ein Jugendlicher war das Opfer und die Tat zeigte ein hohes Maß an Verrohung”, teilt „Leipzig nimmt Platz” mit, ohne zu erwähnen, dass es bislang keine Beweise, Anhaltspunkte oder Zeugen für die mutmaßliche Tat gibt.

Für das Netzwerk spielt das wohl auch keine Rolle, denn es sei nicht der erste Vorfall dieser Art in Taucha. „Im vergangenen Jahr tauchten vermehrt Sticker auf, die sich gezielt gegen linke Personen richteten, bis hin zu offenen Drohungen. Als der Rote Stern vor zwei Jahren in Taucha auf den dortigen Verein traf, sammelten sich am Zaun bis zu 30 rechte Jugendliche, die Drohungen und Beleidigungen ausstießen. Die Zunahme solcher Taten hängt nicht zufällig damit zusammen, dass in Taucha seit einiger Zeit ein MMA-Verein aktiv ist, der wiederum zum Umfeld des Imperium Fight Teams von Neonazi Benjamin Brinsa gehört, wird „Theresa” zitiert, die bei „Leipzig nimmt Platz” und „Prisma Leipzig” aktiv sei. Auch der Leipziger Stadrat Jürgen Kasek (Bündnis 90/Grüne) meint: „Wenn selbst die Polizei darauf hinweist, dass Handlungsnotwendigkeit bestehe, weil es in der Vergangenheit immer wieder zu rechten Übergriffen kam, ist es Zeit zu handeln. Wir müssen verhindern, dass sich in Taucha so gefestigte rechte Strukturen bilden, dass Übergriffe faktisch normal werden”, sagt er.

Klaus-Dieter Jacob vom SAfT e. V. stellt klar: „Wir wünschen uns für Taucha mehr Mut und Engagement für eine lebendige demokratische und weltoffene Stadtgesellschaft. Dafür reichen bloße Appelle und Lippenbekenntnisse nicht aus!” Und Irena Rudolph-Kokot, SPD-Politikerin aus Leipzig erklärt, dass es auch in Leipzig-Stötteritz vor zwei Wochen „zu einem Zwischenfall” kam. „Die Gruppen, die in Stötteritz aktiv sind, weisen Verbindungen nach Taucha auf. Neonazis fühlen sich in letzter Zeit zu wohl in Leipzig und im direkten Umland”, erklärt sie in der Pressemitteilung. Man werde nicht schweigen und nicht zusehen. Es sei notwendig, dass man darauf reagiere und den Rechten den Raum nehme.

Hier entlang verläuft die Demonstration

Die Demonstration am Sonnabend soll sich durch Teile des Stadtgebietes ziehen. Auf dem Markt ist eine Abschlusskundgebung geplant. Nun liegt die Route des Aufzugs vor:

Bahnhof, Südstraße, B 87, Theodor-Körner-Straße, Friedrich-Engels-Straße, E.-M.-Arndt-Straße, Karl-Marx-Straße, Südstraße, Lindner Straße, Portitzer Straße, Friedrich-Ebert-Straße, Thomas-Mann-Straße, Goethestraße, Paul-Henze-Straße, Graßdorfer Straße, Leipziger Straße, Markt.

Auf den genannten Straßen kommt es zwischen 15 und 18 Uhr zu Beeinträchtigungen. Der Aufzug wird von Polizeikräften begleitet. Der Parkplatz auf dem Markt ist am Sonnabend für Fahrzeuge gesperrt. Für die Demonstration ist als Versammlungsbehörde das Landratsamt Nordsachsen zuständig.


Daniel Große
Daniel Große
Daniel Große arbeitet seit 2001 als freier Journalist und berichtet hier zu allen Themen, die unsere Region bewegen. Infrastruktur, Blaulicht-Meldungen, Veranstaltungen, Neues aus den Rathäusern und vieles mehr veröffentlicht er hier. Schnell, kompakt und verständlich.
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© taucha.media, Daniel Große.
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