Die Familie will weiterbauen, aber das Baurecht ist im Weg. Dennoch könnte Bewegung in die Sache kommen.
An der Cradefelder Straße in Taucha hat sich seit vergangenem Jahr einiges getan: William Forth und seine Mutter Dietlinde haben hier insgesamt fünf Häuser errichtet, um dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Es handelt sich um eine private Investition, die sowohl finanziell als auch persönlich stark von der Familie geprägt ist.
William Forth hat in der Cradefelder Straße auf dem Grundstück der ehemaligen Gärtnerei Gaudig drei Einfamilienhäuser zur Miete gebaut. Der Tauchaer hatte ursprünglich geplant, in die Fußstapfen seiner im Immobilienbereich tätigen Eltern zu treten. „Mein berufliches Interesse gilt allerdings jetzt den Autos. Das Immobiliengeschäft betreibe ich lediglich als Hobby“, sagt der 32-Jährige. Der Spatenstich für seine Häuser fand am 15. März 2023 statt, fertig sind sie seit Anfang diesen Jahres. Die drei neuen Reihenhäuser entlang der Straße entsprechen dem KfW-55-Standard und sind somit energieeffizient. Ausgestattet mit Fußbodenheizung, Photovoltaikanlagen, Kaminen und Luft-Wärme-Pumpen bieten die Häuser modernen Wohnkomfort. Die beiden äußeren Häuser haben etwas mehr als 130 Quadratmeter Wohnfläche, das mittlere Haus etwa 140 Quadratmeter. Zwei der Häuser sind bereits vermietet.
Dietlinde Forth kümmerte sich derweil um den Bau von zwei Doppelhäusern mit je 135 Quadratmetern Wohnfläche. Diese ersetzen ein altes Lehmhaus, das aufgrund des immensen Sanierungsaufwands nicht erhalten werden konnte. „Wir wollten den Charme der alten Gärtnerei beibehalten“, sagt Dietlinde. Dies sei gut gelungen, die Kubatur der Doppelhäuser nimmt die einstige Gestalt des Lehmhauses auf.
Planerisch und auch finanziell war und ist das Projekt eine Gesamtleistung der Familie Forth: Chantal Marschall, die Freundin von William, lieferte die ersten Ideen für die ursprünglich geplante Sanierung des Lehmhauses sowie für den Lageplan der gesamten Areals. Diese wurden dann von einem Planungsbüro vollendet. Um den Vertrieb und die Verwaltung kümmert sich Carolin Forth, die Schwester von William.
Die Kosten für alle Häuser belaufen sich auf etwa 2500 Euro pro Quadratmeter, zuzüglich der Kosten für Außenanlagen und Abrissarbeiten. Beauftragt wurden nahezu nur regionale Firmen aus Taucha und Mockrehna sowie der Umgebung. Während der Bauphase kam Williams und Chantals Sohn zur Welt, vor kurzem feierte er seinen ersten Geburtstag. „Eine spannende Zeit, die noch spannender wurde durch unser Bauprojekt, in das ich auch viel Eigenleistung gesteckt habe“, so der Tauchaer.
Bislang haben vier Familien durch die private Investition ein neues Zuhause gefunden. Die Nachfrage nach solch großen Wohnflächen ist in Taucha seit Jahren besonders hoch. Die Mieteinnahmen würden vor allem für Tilgung von Krediten und als Altersvorsorge genutzt. „Bereichern will sich hier niemand, spekulieren schon gar nicht“, so Dietlinde Forth.
Gern hätte William Forth noch drei weitere Häuser im hinteren Bereich des Grundstücks gebaut und die einst terrassenartige Struktur des Areals wiederhergestellt. „Leider scheiterte das bislang an den rechtlichen Rahmenbedingungen“, sagt William. Das Landratsamt Nordsachsen und die Stadtverwaltung Taucha lehnten eine Bebauung in zweiter Reihe ab. „Laut Flächennutzungsplan sind diese Grundstücke als Grünflächen ausgewiesen. Zudem befinde sich das Vorhaben im Landschaftsschutzgebiet Parthenaue-Machern“, erzählt der Tauchaer weiter. Bei einem Vor-Ort-Termin vor mehr als einem Jahr mit Bürgermeister Tobias Meier sowie Helge Zacharias und Georg Hoyer vom Fachbereich Bauwesen wurde eine solche Bebauung laut William Forth noch strikt abgelehnt. Während der Recherchen zu diesem Artikel kristallisierte sich allerdings heraus, dass es über einen projektbezogenen Bebauungsplan wohl doch einen Weg geben könnte. Georg Hoyer, verantwortlich im Rathaus für bauordnungsrechtliche Angelegenheiten, bestätigt: „Wir hatten regen Austausch mit Familie Forth. Die straßenbegleitende Bebauung wurde genehmigt, sie befindet sich im so genannten Innenbereich. Der Wunsch nach Bebauung im Außenbereich wurde frühzeitig geäußert, wir haben darauf hingewiesen, dass dort nur in Ausnahmefällen gebaut werden darf. Die einzige Möglichkeit wäre ein projektbezogener Bebauungsplan, der durch den Stadtrat auf den Weg gebracht werden müsste, mit den jeweiligen Verfahrensschritten“, so der Sachbearbeiter im Fachbereich Bauwesen.
Genau das soll nun angestrebt werden: Kürzlich traf sich William Forth mit Christof Heinzerling, Stadtrat für die SPD. „Solche kleinen Baugebiete mit eigenen Bebauungsplänen sind kein Hexenwerk, das haben wir in der Vergangenheit ja schon realisiert. Eine Wohnbebauung im Außenbereich darf auch kein Tabu sein, nicht bei dem Bedarf, den wir in der Stadt haben“, sagt Heinzerling, der mit dem Ingenieurbüro Dr. Paatz aus Leipzig einen Planer vermitteln konnte, der in der Stadtverwaltung angesehen sei. Auch im Rathaus sei er ein Stück weiter. „Im Technischen Ausschuss diese Woche wird das Projekt bereits Thema sein“, kündigt Heinzerling an.
Diese für die Familie Forth neuen Erkenntnisse lassen sie optimistisch in die Zukunft schauen: „Wir sind bereit, alle anfallenden Planungskosten zu übernehmen“, so William Forth, der künftig gern selbst mit seiner kleinen Familie auf dem ehemaligen Gärtnerei-Gelände wohnen würde. Solange nicht endgültig geklärt ist, ob dort eine Bebauung möglich wird, hält er eines seiner drei Reihenhäuser frei. „Wenn es nicht anders geht, ziehen wir dort ein.“