Die Entlassungen beim Unternehmen Energiekonzepte Deutschland (EKD) ziehen offenbar weitere Kreise. Wie Taucha kompakt erfuhr, stand die Wahl eines Betriebsrats kurz bevor. Dennoch wurden am Freitag 86 Mitarbeiter gekündigt.
Die Kündigungen erfolgten ohne Sozialplan, heißt es aus Kreisen ehemaliger und noch angestellter Mitarbeiter. Alleinerziehende Mütter seien ebenso betroffen wie langjährige Mitarbeiter. Die Kündigungen seien je nach Kündigungsfrist zum nächstmöglichen Termin ausgesprochen worden – bei sofortiger Freistellung und Sperrung von digitalen Zugängen für E-Mails und anderer Systeme. Am Freitag, den 14. November hätten die 86 Mitarbeiter davon völlig überraschend erfahren. Betroffen sind offenbar alle Bereiche von Lager und Logistik in Taucha über Empfang, Personalabteilung, Projektmanagement, Vertriebsinnendienst und Marketing an beiden Leipziger Standorten.
EKD-Sprecherin Julia Neuer bestätigt auf Anfrage, dass in allen Abteilungen Kündigungen ausgesprochen wurden. Begründet wird der Personalabbau mit einer „entscheidenden Phase der Neuausrichtung“, in der sich die EKD aktuell befinde. „Diese Maßnahme ist eine notwendige Reaktion auf wirtschaftliche und strukturelle Herausforderungen und wurde nach sorgfältiger Analyse sowie unter Einhaltung aller gesetzlichen Vorgaben umgesetzt“, erklärt sie schriftlich. Ziel sei es, EKD stabil und zukunftsfähig aufzustellen – mit Fokus auf Qualität, Kundenzufriedenheit und Wirtschaftlichkeit“, schreibt sie weiter. In einem Telefonat mit Taucha kompakt unterstreicht sie, dass die Entscheidungen nicht leichtfertig getroffen seien. Man habe sich zudem an einen Sozialplan gehalten. Es gebe auch kein „Muster“, dass beispielsweise nur besonders kostenintensive Mitarbeiter entlassen wurden. „Die Kündigungen sind keine Entscheidung gegen bestimmte Personen, sondern Entscheidungen für das Unternehmen EKD und seine Zukunft“, so die Sprecherin.
Den freigestellten Mitarbeitern stünden nun eine Vielzahl von Beratungen und Unterstützungen offen. Niemand werde allein gelassen. Es sei bereits das Datum einer entsprechenden Info-Veranstaltung kommuniziert worden, damit jeder die nun herausfordernden Schritte meistern könne. Wie viele nun Ex-Mitarbeiter diese Möglichkeit nutzen, konnte sie nicht einschätzen.
Dass die Kündigungen einem Sozialplan folgen sollen, darüber können einige der gekündigten Personen nur milde lächeln. Die Rede ist von einer „Entsorgung unliebsamer Mitarbeiter“. Vor allem hätte es Mitarbeiter getroffe, die im Begriff gewesen seien, einen Betriebsrat zu gründen. Eigens dafür sei noch am vergangenen Montag ein Wahlvorstand gegründet worden, der in Kürze die Betriebsratswahl vorbereitet hätte. Laut EKD-Sprecherin Julia Neuer, die von einem „vermeintlichen Wahlvorstand“ spricht, sei die Aufstellung dieses Wahlvorstandes nicht rechtlich einwandfrei abgelaufen. Dies werde nun juristisch geprüft. Bis zum Abschluss der Prüfung könne sie nichts dazu sagen. Jedoch würden Regeln und Pflichten auf beiden Seiten gelten. Die Einhaltung dieser sei nun Gegenstand der Prüfung. Grundsätzlich stehe „das Management der Gründung eines Betriebsrates nicht im Wege“, so Neuer. Der Geschäftsführer Christian Arnold unterstütze den Dialog mit den Mitarbeitern. „Da hat sich seit seinem Antritt schon sehr viel getan. Der Weg zum Betriebsrat muss aber rechtlich sauber sein und alle Mitarbeitenden müssen sich repräsentiert sehen“, sagt die Sprecherin. Die Bestrebungen für einen Betriebsrat seien nicht ursächlich für die erfolgten Kündigungen.
Ergibt die Prüfung, dass die Aufstellung des Wahlvorstandes einwandfrei war, könnte dies bedeuten, dass einige der ausgesprochenen Kündigungen unwirksam sind. Denn sowohl Mitarbeiter, die in einem Wahlvorstand organisiert sind, als auch Kandidaten für eine Betriebsratswahl genießen besonderen Kündigungsschutz nach § 15 Absatz 3 Kündigungsschutzgesetz. Jede Kündigung nach Aufstellung des Wahlvorstands könnte als Wahlmanipulation gelten. Insgesamt dürften die Entlassungen noch für einige Arbeit bei der EKD sorgen - diverse gekündigte Mitarbeiter wollen sich rechtlichen Beistand holen und klagen.
Wie schlecht es EKD wirklich geht, ist nicht klar. Laut Recherchen des Manager Magazins drohe ein „Millionengrab“ für den britischen Investor Pemberton. Dieser hatte im März 2025 die vollständige Übernahme des Leipziger Solarprimus bekannt gegeben. Interne Dokumente, so das Manager Magazin im Juli dieses Jahres, hätten gezeigt, dass Pemberton der EKD bis Ende 2024 Kredite in Höhe von 160 Millionen Euro gewährt hätte. Nach einem Boom steckt die deutsche Solarbranche seit mindestens einem Jahr in der Krise. Entwicklungen, die auch vor der EKD nicht Halt machen. Laut der „Market Leadership Study Europe” vom Bonner Beratungs- und Forschungsunternehmen EUPD Research liegt Energiekonzepte Deutschland nur noch auf Platz 4 der marktführenden Solaranbieter im Privatkundengeschäft hinter 1KOMMA5°, E.ON und Spitzenreiter Enpal. Rund 1000 Anlagen habe EKD demnach pro Monat installiert. Glaubt man Insidern, sei diese Zahl in diesem Jahr drastisch unter die Schallmauer von 700 Anlagen gefallen. Heißt konkret: Auch künftig dürfte EKD mehr Geld vom Investor Pemberton benötigen.