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Straße zwischen Seegeritz und Merkwitz ab 28. Juni gesperrt – Radfahrstreifen noch nicht sicher | Taucha kompakt

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Veröffentlicht am 16.06.2025 18:58

Straße zwischen Seegeritz und Merkwitz ab 28. Juni gesperrt – Radfahrstreifen noch nicht sicher

Die Straße zwischen Seegeritz und Merkwitz wird ab 28. Juni wegen Bauarbeiten voll gesperrt. (Foto: Daniel Große)
Die Straße zwischen Seegeritz und Merkwitz wird ab 28. Juni wegen Bauarbeiten voll gesperrt. (Foto: Daniel Große)
Die Straße zwischen Seegeritz und Merkwitz wird ab 28. Juni wegen Bauarbeiten voll gesperrt. (Foto: Daniel Große)

Vom 28. Juni bis 9. August 2025 wird die Verbindungsstraße zwischen Seegeritz und Merkwitz voll gesperrt. Grund sind eine umfassende Deckensanierung und die Verbreiterung der Fahrbahn. Ziel ist nicht nur eine bessere Straßenqualität, sondern auch eine spürbare Verbesserung für Radfahrer.

Die ausgeschilderte Umleitung führt während der Sperrung großräumig über das Pönitzer Dreieck, Liemehna, Mutschlena und Gottscheina. Der Weg von Taucha nach Merkwitz über die Portitzer Straße, Tauchaer Straße, Krätzbergstraße, Grundstraße, Plaußiger Dorfstraße und Merkwitzer Landstraße dürfte allerdings, zumindest für PKW, sinnvoller sein.

Die Sanierung der Straße hat vor allem ein Ziel: Wie Tiefbau-Sachbearbeiter Holger Tobiaschek aus dem Tauchaer Rathaus erklärt, werde die Straße von stellenweise unter 5,50 Meter auf durchgehend 7 Meter verbreitert. „Damit verbessern wir die Situation für den Begegnungsverkehr und schaffen gleichzeitig Platz, um den Radverkehr sicherer zu führen“, sagt Tobiaschek.

Schutzstreifen außerorts: Modellversuche und Forschungsstand

Ein baulich getrennter Radweg ist mangels verfügbarer Flächen nicht umsetzbar. Daher werde ein Schutzstreifen auf der Fahrbahn geprüft. Allerdings: die Straßenverkehrsordnung sieht solche Markierungen außerorts bislang nicht vor.

Dass Schutzstreifen außerhalb von Ortschaften unter bestimmten Voraussetzungen aber durchaus funktionieren können, zeigen mehrere Pilotprojekte. Ein Modellversuch in Mecklenburg-Vorpommern (2017) kam zu dem Ergebnis, dass bei moderatem Verkehrsaufkommen (unter 2.000 Fahrzeugen pro Tag) und Tempo 70 die Überholgeschwindigkeiten sanken. Gleichzeitig wurde jedoch festgestellt, dass Pkw häufig den Streifen überfahren und der Abstand beim Überholen kleiner ausfiel.

Passend dazu zeigt das Difu-Projekt „Sichere Radinfrastruktur auf dem Land“, dass für ländliche Straßen ohne separaten Radweg pragmatische Zwischenlösungen wie Schutzstreifen eine Brücke sein können – wenn baulich getrennte Wege kurzfristig nicht umsetzbar sind. Ziel ist dabei, gerade in ländlichen Räumen bessere Anbindungen zu schaffen und die Erreichbarkeit zwischen Dörfern zu erhöhen. Das Projekt empfiehlt allerdings auch, diese Streifen nur mit begleitenden Maßnahmen wie Geschwindigkeitsreduzierung und Verkehrsüberwachung einzuführen.

Unterstützung auf Kreisebene

Auch politisch gibt es Rückenwind: Schon 2019 sprach sich Nordsachsens Landrat Kai Emanuel für die Freigabe von Schutzstreifen außerorts aus, unter klar definierten Bedingungen: Mindestfahrbahnbreite von rund 5,50 Metern, Tempo 70 und ein Verkehrsaufkommen unter 2.000 Fahrzeugen pro Tag. „Es braucht klare Regeln, unter welchen Voraussetzungen solche Markierungen möglich sind“, betonte er damals.
Im Radverkehrskonzept des Landkreises Nordsachsen wird diese Option ausdrücklich aufgeführt: Ab Seite 34 heißt es, dass Schutzstreifen außerorts eine „sinnvolle, wenn auch rechtlich nicht eindeutig geregelte Ergänzung“ sein können, wenn ein eigener Radweg nicht machbar ist.

Ein konkretes Praxisbeispiel liefert die Bundesstraße 115 bei Bad Muskau, wo ein Schutzstreifen außerorts mit Fahrbahnerweiterung und Tempo 70 erfolgreich umgesetzt wurde.

Faktenlage in Taucha

Für die Straße zwischen Seegeritz und Merkwitz liegen konkrete Zahlen vor: Laut einer Verkehrszählung vom 30. Juli bis 7. August 2020 lag die Hauptbelastung werktags zwischen 14 und 16 Uhr bei 150 bis 165 Fahrzeugen pro Stunde. Hochgerechnet liege das Tagesaufkommen noch deutlich unter 2.000 Fahrzeugen, auch außerhalb der Ferien. Und damit genau in dem Korridor, den sowohl Modellstudien als auch Landrat und Fachverbände als akzeptabel einstufen.

Die Geschwindigkeit auf der Strecke wurde bereits vor einem halben Jahr von 100 auf 70 km/h reduziert. Dieses Tempolimit soll auch nach Abschluss der Arbeiten bestehen bleiben, um den Radverkehr zu schützen.

Modellcharakter und offene Fragen

Die Stadt Taucha greift mit dem Vorhaben also aktuelle Forschung, Pilotprojekte und Empfehlungen auf. Ob der Schutzstreifen kommt, ist noch nicht klar, angestrebt werde er von der Stadt, die entsprechende Anträge gestellt habe. Fachleute wie der ADFC mahnen allerdings auch: „Farbe ist keine Infrastruktur“. Ein Streifen ersetze keinen baulich getrennten Radweg.

Fakten zur Sperrung

Zeitraum:
28. Juni bis 9. August 2025

Grund:
Deckensanierung
Verbreiterung auf 7 m
Geplanter Schutzstreifen für mehr Sicherheit für Radfahrer

Umleitung:
Über Pönitzer Dreieck – Liemehna – Mutschlena – Gottscheina
Umleitung ausgeschildert

Hinweis:
Tempo 70 bleibt auch nach Abschluss der Arbeiten bestehen.


    Daniel Große
    Daniel Große
    Daniel Große arbeitet seit 2001 als freier Journalist und berichtet hier zu allen Themen, die unsere Region bewegen. Infrastruktur, Blaulicht-Meldungen, Veranstaltungen, Neues aus den Rathäusern und vieles mehr veröffentlicht er hier. Schnell, kompakt und verständlich.

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