Das Rittergutsschloss Taucha hat einen weiteren Meilenstein erreicht: Am Montag wurde das Richtfest für Haus 9 gefeiert. Zimmermann René Augustin verlas den traditionellen Richtspruch, ehe Bürgermeister Tobias Meier vor Bauleuten, Planern und Vertretern des Stadtrats auf die lange Geschichte des Projekts zurückblickte – und zugleich den Blick auf das Nachbargebäude, das Bürgerhaus (Haus 10), richtete.
„Die Idee, die Stadtbibliothek in den Schlosshof zu holen, begleitet uns schon seit 2016“, erinnerte Meier. Damals sei man auf der Suche nach einem Konzept gewesen, das Leben ins Schloss bringe. Zwar habe es bereits eine Vorplanung durch das Büro HJW gegeben, doch fehlten zunächst die finanziellen Möglichkeiten zur Umsetzung. Erst 2022 eröffnete das Förderprogramm Lebendige Zentren eine neue Chance: „Damit war klar – jetzt können wir es wirklich angehen“, so Meier.
Insgesamt belaufen sich die Kosten für die Sanierung von Haus 9 auf gut zwei Millionen Euro. Zwei Drittel davon stammen aus Fördermitteln von Bund und Land, das restliche Drittel trägt die Stadt Taucha selbst. Den Zuschlag für die Planungsleistungen erhielt das Büro Sahlmann & Partner, das Gebäudeplanung, technische Ausrüstung und Statik aus einer Hand verantwortet. Nach intensiven Abstimmungen mit Brandschutz- und Denkmalbehörde wurde im Februar 2024 die Bauanlaufberatung durchgeführt, seither laufen die Arbeiten auf der Baustelle.
Schon der Rückbau des ehemaligen Stallgebäudes brachte Überraschungen mit sich. Die alten Feldsteinwände waren statisch nicht mehr nutzbar, die Dachkonstruktion durch Schädlingsbefall zerstört und das Mauerwerk stark mit Nitrat belastet. „Verwendbare Holzbauteile werden aufgearbeitet und wieder eingebaut, Ersatzteile nach historischem Vorbild nachgebildet“, erklärte Meier.
Entscheidend für die Umsetzung sei die sogenannte Haus-in-Haus-Bauweise. Dabei entsteht in den historischen Mauern ein neues, selbsttragendes Gebäude, das die Lasten unabhängig von der alten Substanz aufnimmt. Diese Lösung wurde bereits im Vorfeld gemeinsam mit der Denkmalpflege abgestimmt. „Das ist eine technisch anspruchsvolle, aber nachhaltige Lösung, die den Charakter des Schlosses bewahrt und gleichzeitig modernen Anforderungen genügt“, sagte der Bürgermeister.
Das neue Haus soll künftig die Stadtbibliothek aufnehmen. Hohe Traglasten, wie sie für eine Bibliothek üblich sind, wurden eingeplant, ebenso die Verbindung zum Nachbargebäude Haus 10. Beide Gebäude werden über ein gemeinsames Foyer mit Aufzug und barrierefreier Erschließung verfügen.
Der Veranstaltungsraum in Haus 10 seit zuletzt durch Marder und Waschbären stark beschädigt worden, Dach und Innenausbau mussten vollständig erneuert werden. „Das Dach ist inzwischen fertiggestellt, die neuen Gauben orientieren sich gestalterisch am Herrenhaus“, so Meier. Finanziert wurde die Sanierung über Restmittel aus dem Förderprogramm Brücken in die Zukunft – rund 100.000 Euro, davon 70.000 Euro Fördergelder. Der Abschluss der Arbeiten stehe kurz bevor.
Für Haus 9 rechnet die Stadt derzeit mit einer Fertigstellung im zweiten Quartal 2026. Trotz eines leichten Bauverzugs von rund zwei Monaten liegen die Kosten bislang im Plan. Wenn alles nach Zeitplan verläuft, wird die neue Bibliothek auf dem Schlossgelände künftig nicht nur ein Ort des Lesens und Lernens, sondern auch ein kulturelles Herzstück und Ort der Begegnung in der Parthestadt.