Die Stadtverwaltung hat ein Konzept für die klimaneutrale Energieversorgung bis 2045 vorgelegt. Dazu wurde die aktuelle Situation analysiert, mögliche Potenziale untersucht und ein Zielszenario entwickelt.
Taucha hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis zum Jahr 2045 soll die Wärmeversorgung der Stadt klimaneutral werden. Dafür wurde in den vergangenen Monaten eine Kommunale Wärmeplanung (KWP) erarbeitet, die kürzlich in einer öffentlichen Bürgerveranstaltung vorgestellt wurde. Das Konzept wurde durch das Leipziger Ingenieurbüro Team für Technik GmbH (TfT) erstellt und ist ein strategisches Instrument zur Planung der künftigen Wärmeversorgung in Taucha.
Der Wärmesektor ist einer der Hauptverursacher von CO₂-Emissionen – und in Taucha dominiert derzeit noch eine fossil geprägte Infrastruktur. Rund 95 Prozent der Wärme im Stadtgebiet stammen aus Erdgas (79 Prozent) und Heizöl (17 Prozent). Der Anteil erneuerbarer Energien liegt bei unter drei Prozent. Zudem existiert bislang kein Fernwärmenetz. Die gesetzliche Grundlage für die Wärmeplanung liefert das Wärmeplanungsgesetz (WPG), das seit Januar 2024 gilt. Es verpflichtet Kommunen über 10.000 Einwohner – wie auch Taucha – dazu, bis spätestens Mitte 2028 eine kommunale Wärmeplanung vorzulegen. Auch wenn der Plan keine rechtliche Bindung für private Haushalte hat, so schafft er dennoch eine belastbare Grundlage für kommende Investitionen und politische Entscheidungen.
Als eine der ersten Kommunen Sachsens konnte die Stadt Taucha früh mit der Kommunale Wärmeplanung starten. Die konkrete Planung wurde in einem mehrstufigen Verfahren durchgeführt.
Die vier zentralen Phasen der Planung waren:
Begleitet wurde der Prozess von einer Online-Bürgerumfrage, an der sich 258 Menschen beteiligten, sowie zwei Workshops mit Stadtverwaltung, Energieversorgern und der kommunalen Wohnungsgenossenschaft. Am 10. April wurden die Ergebnisse der Öffentlichkeit im Ratssaal der Stadt vorgestellt und diskutiert.
Die Analyse zeigt deutlich: Der Wärmeverbrauch in Taucha beträgt jährlich rund 102 Gigawattstunden. Etwa 90 Prozent dieses Verbrauchs entfallen auf Privathaushalte. Da in Taucha kein Nah- oder Fernwärmenetz existiert, wird nahezu flächendeckend dezentral mit Erdgas oder Heizöl geheizt. Zudem waren nur etwa 100 Wärmepumpen und einige Solarthermie- und Biomasseanlagen im Bilanzjahr 2022 in Betrieb.
Die CO₂-Bilanz fällt entsprechend aus: Über 24.000 Tonnen Treibhausgasemissionen verursacht der Wärmesektor in der Stadt Taucha jährlich – der Großteil davon entsteht durch die Verbrennung von Erdgas. Insbesondere die Zwicksche Siedlung und das Stadtzentrum wurden durch das Team für Technik als Gebiete mit hoher Wärmeverbrauchsdichte identifiziert – und sind damit als besonders geeignet für künftige Wärmenetzlösungen.
Die Potenzialanalyse offenbart überraschende Möglichkeiten:
Auf Grundlage der ermittelten Wärmebedarfe und der zur Verfügung stehenden Wäremquellen wurde das Gemeindegebiet in Zusammenarbeit mit der Stadt Taucha und anderen Beteiligten in drei Netzgebiete eingeteilt. In einem weiteren Schritt wurden diese konkreter hinsichtlich ihrer Eignung für den Bau eines Fernwärmenetzes analysiert. Gebiete außerhalb dieser markierten Bereiche werden nach der Planung perspektivisch dezentral versorgt.
Ein zentraler Hebel liegt in der energetischen Sanierung des Gebäudebestandes. Laut Planungsbericht könnten bis zu 46 Prozent des Wärmebedarfs eingespart werden, wenn ältere Gebäude entsprechend saniert werden. Die Stadt Taucha besteht zu einem Großteil aus Gebäuden, die vor 1983 errichtet wurden – also vor Einführung moderner Wärmeschutzverordnungen.
Zur Orientierung für die Tauchaer Bürgerinnen und Bürger wurden zusätzlich zu der Kommunalen Wärmeplanung Sanierungssteckbriefe für ein typisches Einfamilien- und ein Mehrfamilienhaus erstellt. Diese zeigen, welche Maßnahmen – etwa der Einbau einer Wärmepumpe, die Dämmung der Fassade oder die Installation einer PV-Anlage – wirtschaftlich sinnvoll sind. Im Fall des Einfamilienhauses liegt der Wärmeverbrauch bei 20.000 kWh pro Jahr. Eine Luft-Wärmepumpe mit PV-Nutzung kann hier signifikant Kosten und CO₂ einsparen.
Das erarbeitete Konzept beinhaltet zwei Szenarien, die sich hinsichtlich Fernwärmeanteil und Sanierungstiefe unterscheiden. Beide Szenarien setzen auf einen Mix aus Wärmenetzanschlüssen, dezentralen Wärmepumpen,
Solarthermie und Biomasse.
Die Zielmarken sind klar definiert:
Um diese Zielmarken zu erreichen, soll die Kommunale Wärmeplanung im Fünfjahresrhythmus fortgeschrieben werden, um den Plan flexibel an neue technische Entwicklungen oder Förderbedingungen anzupassen.
Die Stadtverwaltung hat gemeinsam mit dem Team für Technik einen Maßnahmenkatalog mit acht konkreten Punkten erstellt – darunter:
Zusätzlich wurde der Stadt empfohlen, Fördermöglichkeiten wie KfW-Zuschüsse für Wärmepumpen und energetische Sanierungen gezielt zu kommunizieren. Einige Maßnahmen – wie die Machbarkeitsstudie in Seegeritz oder die Erstellung der Sanierungssteckbriefe – sind bereits abgeschlossen. Andere befinden sich noch in der Umsetzung. Seit Ende April bietet die Verbraucherzentrale Sachsen e.V. beispielsweise wieder zweimal im Monat eine kostenfreie Energieberatungen im Rathaus der Stadt Taucha an.
Auch größere Vorhaben wie der Bau eines Wärmenetzes befinden sich in der Planung: Bereits im Juni 2024 beschloss der Stadtrat eine Absichtserklärung zur Zusammenarbeit mit enviaM bei der Entwicklung von Wärmekonzepten. Aufgrund der hohen Investitionskosten und des planerischen Aufwands stehen beide Seiten weiterhin im engen Austausch.
Mit dem vorgestellten Konzept zur kommunalen Wärmeplanung hat Taucha eine fundierte und umfassende Grundlage geschaffen, um die Herausforderungen der Energiewende aktiv anzugehen. Entscheidend wird nun die Umsetzung sein – und die kontinuierliche Beteiligung der Bürgerschaft. Denn, so betont Klimaschutzmanager Philipp Tommrich: „Die Wärmewende gelingt nur gemeinsam – mit engagierten Eigentümern, aktiven Unternehmen und einer klaren politischen Linie.“
Alle Infos zur Kommunalen Wärmeplanung mit allen bisherigen und kommenden Ausarbeitungen hält die Stadt Taucha auf ihrer Website zur Verfügung.