Der Stadtrat der Stadt Taucha hat am Donnerstag die Weichen für ein neues Abwärmenetz gestellt. Mit Mehrheit beschloss das Gremium, dass die envia THERM GmbH und die Verwaltung die weiteren Schritte zur Errichtung und zum Betrieb eines Abwärmenetzes in einem Teilgebiet der Parthestadt vorbereiten und umsetzen können.
Von den 21 anwesenden Stadträten stimmte die AfD-Fraktion geschlossen mit Nein (vier Stimmen). Zudem gab es zwei Enthaltungen. Alle übrigen Stadträte votierten mit Ja, womit die Beschlussvorlage mehrheitlich angenommen wurde.
Grundlage des Vorhabens ist das Datacenter der envia TEL GmbH in Taucha, das bislang erhebliche Mengen Abwärme ungenutzt an die Umgebung abgibt. Künftig soll diese Abwärme in ein neues Wärmenetz eingespeist werden, um insbesondere Neubauten an der Freiligrathstraße nachhaltig zu versorgen. Ziel ist es, vorhandene Energiequellen effizient zu nutzen und einen Beitrag zur lokalen Wärmewende zu leisten.
Kurz vor der Abstimmung stellte Peter Düwer, Projektverantwortlicher bei der envia THERM, das Vorhaben dem Stadtrat vor. Er machte deutlich, dass es sich um ein technisch anspruchsvolles Projekt handele. Das Netz müsse zweimal über privates Gelände geführt werden und verlaufe durch ein bereits vollständig erschlossenes, urbanes Gebiet. Dennoch habe man geeignete Trassen gefunden, in denen sich die Leitungen integrieren ließen. Zudem leiste envia THERM eine Konzessionsabgabe an die Stadt.
Technisch setze das Projekt auf ein sogenanntes kaltes Wärmenetz. Die Abwärme werde auf einem Temperaturniveau von rund 20 Grad ausgekoppelt. Verlegt würden unisolierte Leitungen, wobei bewusst gewisse Wärmeverluste in Kauf genommen würden. Die eigentliche Wärmeerzeugung erfolge dann gebäudeintern über Wasser-Wasser-Wärmepumpen. Sowohl Heizung als auch Trinkwasserbereitung seien jeweils in den angeschlossenen Gebäuden vorgesehen.
Auch die Karl-Hermann-Jubisch-Halle wurde thematisiert. Laut Düwer werde der Anschluss zunächst baulich vorbereitet, sodass perspektivisch eine dezentrale Wärmeversorgung möglich sei.
Zu den geplanten Abnehmern des Netzes zählen die Neubauten an der Jubisch- und Freiligrathstraße mit Ärztehaus und Seniorenresidenz sowie die „Traumfabrik“. Die nachhaltige Wärmeversorgung sei hier von Beginn an Teil der Planung.
Für Bau und Betrieb des Netzes ist ein Gestattungsvertrag zwischen der Stadt Taucha und der envia THERM GmbH erforderlich. Darin werden die organisatorischen, baulichen und finanziellen Beziehungen geregelt. Ein Entwurf liegt bereits vor. Die endgültige Beschlussfassung des Vertragswerks soll nach weiteren Beratungen im ersten Quartal 2026 durch den Verwaltungsausschuss erfolgen. Der Bürgermeister wurde beauftragt, die Verhandlungen fortzusetzen.
Mit dem jetzigen Beschluss hat der Stadtrat die notwendige rechtliche Grundlage geschaffen, um das Projekt weiterzuentwickeln und Planungssicherheit für alle Beteiligten herzustellen.