Die geplante Zusammenlegung der Kindertagesstätten „Dewitzer Spatzennest“ und „Kükennest“ zum 1. Januar 2026 sorgt weiter für Diskussionen. Nun hat sich, kurz vor der Entscheidung des Stadtrats am morgigen Donnerstag, der Elternrat des Dewitzer Spatzennests mit einem offenen Brief an Bürgermeister Tobias Meier, Landrat Kai Emanuel und den Tauchaer Stadtrat gewandt. Darin bitten die Eltern eindringlich, die Schließung und den Umzug ihrer Kita auf den 1. August 2026 zu verschieben.
In dem Schreiben erkennen die Eltern die Notwendigkeit an, bauliche Mängel – insbesondere im Brandschutz – zu beheben. Kritisiert wird jedoch die Geschwindigkeit des Vorgehens. Eine abrupte Veränderung mitten im Kita-Jahr, kurz vor dem Schuleintritt vieler Vorschulkinder, sei „nicht kindgerecht und pädagogisch riskant“.
„Kinder brauchen Sicherheit, Kontinuität und vertraute Bezugspersonen“, heißt es im Brief. Der Aufschub würde ermöglichen, den Vorschuljahrgang in gewohnter Umgebung abzuschließen, einen durchdachten und pädagogisch fundierten Übergang zu gestalten, die Bezugspersonen für die Kinder zu sichern und ein stabiles, langfristig tragfähiges Konzept zu entwickeln.
Kritik üben die Eltern auch am bisherigen Ablauf: Die Brandschutzmängel würden erst jetzt öffentlich, obwohl es jährliche Überprüfungen gebe. Innerhalb von nur vier Monaten eine komplette Fusion umzusetzen, lasse keine angemessene Vorbereitung zu. Zudem habe es keine frühzeitige Einbindung der Eltern gegeben.
Auch aus der Kita Kükennest kommen warnende Stimmen. Veronika Matros aus dem Elternrat sieht die größte Sorge darin, „dass wieder Unruhe in die Kita und in das Team kommt“. In den vergangenen Jahren habe es bereits viele Wechsel und hohe Personalfluktuation gegeben. Erst im letzten Jahr sei Ruhe eingekehrt und das Team zusammengewachsen. Matros befürchtet zudem Anpassungen im Konzept, „was wiederum Unruhe in den Kita-Alltag bringen wird“. Viele Eltern seien „aufgebracht und genervt davon, dass wieder Veränderungen anstehen“. Eine frühere Einbeziehung der Eltern hätte sie sich ausdrücklich gewünscht.
Andreas Windhövel, Leiter der Inneren Verwaltung der Stadt Taucha, betont, dass man sich die Entscheidung nicht leicht gemacht habe: „Wir haben genau abgewogen mit den Stadträten.“ Eine zeitigere Einbeziehung der Eltern hätte seiner Ansicht nach Gerüchte sowie größere Sorgen und Ängste geschürt. „Wir haben nun eine weitreichende Lösung präsentiert und alle Beteiligten gemeinsam ins Boot geholt sowie über die Angelegenheiten umfassend informiert. Außerdem sind wir weiterhin im Gespräch und begleiten den Übergang aktiv.“
Helge Zacharias, Fachbereichsleiter Bauwesen im Rathaus, erläutert die baulichen Hintergründe: Bei einer Nach- und Wiederholungsprüfung im September 2024 sei eine Mängelliste erstellt worden, unter anderem wegen zu schmaler Flure, nicht barrierefreiem Obergeschoss und eines Fensters in einer Brandschutzwand.
Es handle sich nicht um ein baufälliges Gebäude, sondern um Mängel aufgrund geänderter Vorschriften. Die nötigen Maßnahmen zur Behebung würden länger als sechs Wochen dauern. „Wenn eine Kita länger als sechs Wochen geschlossen ist wegen Baumaßnahmen, erlischt die Betriebserlaubnis“, erklärt Zacharias. Eine neue Genehmigung würde nach aktuellen Standards geprüft – mit der Folge, dass noch umfangreichere Umbauten nötig wären. „Darum ist die Schließung des Hauses als Kita die einzige Konsequenz.“
Am morgigen 14. August will der Stadtrat über die Zusammenlegung und den Zeitplan entscheiden. Ob der Elternwunsch nach einem Aufschub bis August 2026 Gehör findet, bleibt offen. Laut Stadtverwaltung herrsche Konsens in den Fraktionen über die Fusion der Kitas zum 1. Januar 2026.