Widerstand gegen Trägerwechsel: Eltern protestieren gegen Kükennest-Umstrukturierung | Taucha kompakt

arrow_back_rounded
Lesefortschritt

Widerstand gegen Trägerwechsel: Eltern protestieren gegen Kükennest-Umstrukturierung

Die Kita Kükennest an der Eilenburger Straße, die aktuell noch vom DRK betrieben wird, soll künftig Kita Spatzennest heißen und von der Volkssolidarität geführt werden. (Foto: Daniel Große)
Die Kita Kükennest an der Eilenburger Straße, die aktuell noch vom DRK betrieben wird, soll künftig Kita Spatzennest heißen und von der Volkssolidarität geführt werden. (Foto: Daniel Große)
Die Kita Kükennest an der Eilenburger Straße, die aktuell noch vom DRK betrieben wird, soll künftig Kita Spatzennest heißen und von der Volkssolidarität geführt werden. (Foto: Daniel Große)

Nach der Ankündigung der Stadt Taucha, die beiden Kitas „Dewitzer Spatzennest” und „Kükennest” zum Jahreswechsel 2025/26 unter Trägerschaft der Volkssolidarität zusammenzuführen, formiert sich wachsender Widerstand unter den Eltern. Eine Online-Petition, offene Briefe und kritische Stellungnahmen machen deutlich: Die Entscheidung überraschte viele Betroffene, sie fühlen sich weder einbezogen noch gehört.

Petition fordert Stopp des Trägerwechsels

Unter dem Titel „Kita Kükennest in Taucha retten!” wurde am 8. August eine Petition gestartet. Die Initiatoren fordern den Stadtrat auf, den geplanten Trägerwechsel zu stoppen und die Einrichtung unter DRK-Leitung weiterzuführen. In der Begründung heißt es: „Damit steht nicht nur das bewährte pädagogische Konzept auf dem Spiel, sondern auch das vertraute Team – und damit die emotionale Stabilität unserer Kinder.”

Die Petition kritisiert vor allem die fehlende Ausschreibung und Transparenz im Entscheidungsprozess. Eine mit dem DRK bestehende Rahmenvereinbarung mit der Stadt sei nicht fristgerecht gekündigt worden, ein Trägerwechsel zum 1. Januar 2026 somit rechtlich fraglich. Zudem sei unklar, welches Konzept in der neuen Einrichtung gelten soll – das offene des „Kükennestes” oder das geschlossene des „Spatzennests”.

Laut Andreas Windhövel, Leiter der Inneren Verwaltung im Rathaus, sei der Zeitpunkt des Trägerwechsels nur zweitrangig. „Was die Sache dringlich macht, ist der bauliche Zustand des Spatzennestes. Es wäre niemandem geholfen, wenn wir zwar die Zusammenlegung mitgeteilt hätten, alles andere aber noch unklar gewesen wäre“, sagt er. Darum habe man sich auch im Vorfeld mit den Gremien des Stadtrates dazu verständigt, welcher Träger die Kita Spatzennest nach dem Umzug ins Kükennest weiterbetreibt: „Es gab die einhellige Meinung im Ausschuss, dass man lieber mit der Volkssolidarität weitermacht. Das war aber keine Entscheidung gegen das DRK, sondern für die Volkssolidarität“, so Windhövel. Entscheidend sei gewesen, dass der Träger bereits andere Einrichtungen in Taucha betreibt und dadurch flexibler auf Personalengpässe reagieren könne.

Eine Ausschreibung für den neuen Träger sei nicht zwingend erforderlich, so Windhövel. „Bei einer neuen Kita würden wir ein Interessenbekundungsverfahren durchführen. Hier handelt es sich aber um einen Umzug, darum ist das meines Erachtens nach nicht nötig. Letztlich hat ja das Gremium über den Träger entschieden, der auch nach einem Interessenbekundungsverfahren entschieden hätte“, argumentiert der Fachbereichsleiter.

Ein Foto von der Neueröffnung der Kita Kükennest am 28. August 2020. (Foto: Daniel Große)
Ein Foto von der Neueröffnung der Kita Kükennest am 28. August 2020. (Foto: Daniel Große)
Ein Foto von der Neueröffnung der Kita Kükennest am 28. August 2020. (Foto: Daniel Große)

DRK: Entscheidung wurde von Stadt getroffen

Katharina Höhne, Vorstandsvorsitzende des DRK-Kreisverbands Leipzig-Land, betont, dass der Trägerwechsel nicht auf Wunsch des DRK erfolgte: „Uns wurde die vorzeitige Auflösung des Vertrages nahegelegt. Es gab keine Möglichkeit, sich anders zu entscheiden. Natürlich ist uns die bauliche Situation im Spatzennest bewusst und wir wissen, dass die Stadtverwaltung im Zugzwang ist. Das blockieren wir als Träger nicht. Gleichwohl hätten wir uns gefreut, auch unsere Idee von der Zusammenführung der Kitas präsentieren zu können. Das ist uns nun verwehrt“, sagt Höhne, die einen längeren Zeitraum zum Zusammenwachsen für angebrachter hält als den Termin zum Jahresanfang 2026.

Höhne betont zudem die Vorteile des offenen Konzepts, das im „Kükennest” gelebt werde, etwa die Förderung von Selbstständigkeit, sozialer Kompetenz und individueller Entwicklung. Eine Rückkehr zu einem geschlossenen Konzept sei baulich kaum umsetzbar und nicht im Sinne der Kinder, die aktuell schon im Kükennest sind.

Zur Frage, was mit dem Personal der DRK-Kita nach dem Trägerwechsel geschehe, erklärte Höhne: „Die Mitarbeiter bekommen ein Angebot im Betriebsübergang – ob sie bleiben können, hängt davon ab, wie viele Kinder tatsächlich kommen und wie viele Kinder von uns dann noch bleiben.” Damit ist die Zukunft des Teams derzeit ungewiss.

Eltern sehen Kükennest als eigentlich bedrohte Einrichtung

Mehrere Eltern äußerten sich kritisch zur geplanten Umstrukturierung. Ein Vater schrieb an Taucha kompakt: „Nicht das Spatzennest wird geschlossen. Vielmehr zieht es in eine neue moderne Immobilie. Dafür wird aber das Kükennest geschlossen und der Träger zieht sich aus Taucha zurück.” Er und seine Familie seien bewusst aus dem „Spatzennest“ ins „Kükennest” gewechselt, weil das dortige Konzept ihren Vorstellungen von Erziehung besser entspreche. „Dort haben uns der Kitalleiter sowie auch die komplette Belegschaft liebevoll, offenen Herzens und kompetent empfangen. Das offene Konzept entspricht unserem Erziehungsgedanken.”
Auch die Organisation im Alltag habe sich bewährt: „In schwierigen Zeiten, wie Urlaub oder Krankheit der Belegschaft, konnten die Betreuungszeiten weitestgehend abgedeckt werden. Ein Vorteil des offenen Konzepts.”

Besonders kritisch sieht der Vater, dass es keine demokratische Abwägung gegeben habe: „Wenn ich die nackten Zahlen betrachte, sind die Mehrheit der betroffenen Eltern nicht im Spatzennest. Es sollte auch demokratisch gesehen mehr Rücksicht auf die Mehrheit genommen werden.”
Gleichzeitig mahnt er eine sachliche Diskussion an: „Wir hoffen inständig, dass hier zum Wohle der Kinder entschieden wird und keine politischen Machtspiele im Hintergrund ausgetragen werden.”

Annelie Schneider: „Was zählt eigentlich noch in der kommunalen Politik?”

Besonders deutlich wird die Kritik in einem Bürgerbrief von Annelie Schneider an den Tauchaer Stadtrat. Sie schreibt: „Ich bin zutiefst erschüttert über das, was sich derzeit rund um die Kitalandschaft in Taucha abzeichnet.” Ihr jüngerer Sohn besucht das „Kükennest”, zuvor war er im inzwischen geschlossenen „Haus Sonnenschein” in Plösitz. Zudem ist ihr älterer Sohn vom Hin und Her um die Grundschule 3 betroffen gewesen. Sie berichtet von einer zunehmenden Frustration: „Ich bin eine Mutter, die sich nicht mehr vertrösten lässt.”

Ihrer Meinung nach seien alle Kinder in der Kita Kükennest willkommen. Aber sie stellt grundsätzliche Fragen: „Warum dieser Trägerwechsel? Warum dieser konzeptuelle Bruch? Warum diese Intransparenz gegenüber Eltern und Öffentlichkeit? Und warum dieses politische Durchdrücken ohne Rücksicht auf Verluste?” Das DRK als Kita-Träger gehöre zu Taucha. „Mit dem Trägerwechsel verschwindet etwas, das hier vielen vertraut und nah ist“, so Annelie Schneider.
Besonders kritisiert sie den Stil der Entscheidungsfindung: „Diese Entscheidung wirkt auf mich wie eine gezielte Umstrukturierung, bei der nicht das Kindeswohl, sondern andere Interessen im Vordergrund stehen.” Ihr Mann ist selbst Kita-Leiter beim DRK in Schkeuditz, auch er habe übergangsweise für die Einrichtung viel investiert: „Wir haben viel an Zeit, Energie und Kraft gegeben, um den Betrieb aufrechtzuerhalten, das Team zu stabilisieren und den Kindern trotz aller Umstände einen sicheren Alltag zu ermöglichen.”

An den Leiter der Kita, Bartosch Mielcarek, richtet sie ausdrücklich lobende Worte: „Sie haben das Team, das mein Mann mit großem Aufwand aufgebaut hat, nicht nur übernommen, sondern spürbar weiterentwickelt.” Sollte er oder weitere zentrale Bezugspersonen wie die Erzieherin Anne Henze nicht bleiben, würde die Familie Konsequenzen ziehen.

Ausblick: Entscheidung am 14. August

Der Tauchaer Stadtrat soll am kommenden Donnerstag, dem 14. August, über die Zusammenlegung und den Trägerwechsel entscheiden. In der Verwaltung ist man zuversichtlich, dass es hierfür eine Mehrheit gibt. Bis dahin könnte die Petition noch weiter an Unterstützung gewinnen. Die Debatte um die Zukunft der Tauchaer Kitalandschaft zeigt bereits jetzt: Es geht nicht nur um Gebäude und Konzepte – sondern um Vertrauen, Beteiligung und politische Kultur.

Stadtverwaltung: Sammeln Anregungen und Hinweise

Vertrauen gewinnen und Beteiligung ermöglichen will die Stadtverwaltung über einen weiteren Elternabend, der im September stattfinden soll. Zudem sei eine E-Mail-Adresse eingerichtet worden, die den Eltern bekannt sei und laut Bürgermeister Tobias Meier auch rege genutzt werde. Hier könne jeder seine Bedenken und Wünsche äußern. „Ziel ist es, Anregungen zu sammeln um für die Kinder weiterhin ein schönes Umfeld zu schaffen“, so Andreas Windhövel. Aus Willkür geschehe nichts. Vielmehr habe man mit der vorgeschlagenen Lösung eine Möglichkeit geschaffen, die Kinder aus dem Kükennest in ihrer Einrichtung zu behalten und das Dilemma um den baulichen Zustand in der Kita Spatzennest zu lösen. Gleichzeitig würde das Erziehungspersonal erhalten bleiben. Auf diese Weise wäre allen geholfen.


Daniel Große
Daniel Große
Daniel Große arbeitet seit 2001 als freier Journalist und berichtet hier zu allen Themen, die unsere Region bewegen. Infrastruktur, Blaulicht-Meldungen, Veranstaltungen, Neues aus den Rathäusern und vieles mehr veröffentlicht er hier. Schnell, kompakt und verständlich.

Immer wissen, was in Taucha wichtig ist? Abonnieren Sie unseren WhatsApp-Kanal oder unseren Telegram-Kanal.

north
© taucha.media, Daniel Große.
Bereitgestellt mit myContent.online CMS und PORTAL.