Fusion beschlossen: Spatzennest und Kükennest werden ab Januar eins | Taucha kompakt

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Fusion beschlossen: Spatzennest und Kükennest werden ab Januar eins

Die Kita Dewitzer Spatzennest (oben) soll im Januar 2026 in das Gebäude der Kita Kükennest (unten) ziehen. Das Haus soll künftig Kita Spatzennest heißen und von der Volkssolidarität geleitet werden. (Foto: Daniel Große)
Die Kita Dewitzer Spatzennest (oben) soll im Januar 2026 in das Gebäude der Kita Kükennest (unten) ziehen. Das Haus soll künftig Kita Spatzennest heißen und von der Volkssolidarität geleitet werden. (Foto: Daniel Große)
Die Kita Dewitzer Spatzennest (oben) soll im Januar 2026 in das Gebäude der Kita Kükennest (unten) ziehen. Das Haus soll künftig Kita Spatzennest heißen und von der Volkssolidarität geleitet werden. (Foto: Daniel Große)

Emotionale Statements, Hintergründe, Sorgen und Ängste sowie viele unterschiedliche Meinungen. So könnte man den gestrigen Abend im Tauchaer Ratssaal zusammenfassen. Allbeherrschendes Thema war die von der Verwaltung geplante Fusion zwischen der Kita Dewitzer Spatzennest mit der Kita Kükennest in der Eilenburger Straße. Am Ende gab es einen einstimmigen Beschluss: Die Fusion und der Trägerwechsel werden vollzogen.

So voll ist der Ratssaal selten: rund 20 Bürgerinnen und Bürger waren gestern zusätzlich zu den Stadtratsmitgliedern zu deren Sitzung erschienen. Hauptsächlich waren es Eltern von Kindern, die in die beiden Einrichtungen Spatzennest und Kükennest gehen. Aber auch Erziehungspersonal aus beiden Kitas waren anwesend. Aufgrund der heißen Temperaturen und der Vielzahl an Bürgern wurde die Bürgerfragestunde vom Ende auf den Anfang der Ratssitzung geschoben. So nutzte Daniel Schneider gleich das Momentum und übergab die Petition, die am vergangenen Freitag gestartet wurde. „Wir hoffen, Sie lassen die rechtlichen Hintergründe nicht außer Acht, sondern setzen sich damit auseinander. Und natürlich bitten wir Sie, den Trägerwechsel nicht zu vollziehen“, sagte Schneider, der ein Kind im Kükennest hat, selbst beim DRK als Kitaleiter arbeitet und zeitweise auch in Doppelfunktion die Kita Kükennest leitete.

Bürgermeister Tobias Meier entgegnete, dass der Verwaltung die Sorgen der Eltern bewusst seien. „Das haben wir ja bereits an den Reaktionen zum Elternabend und auch an den E-Mails an uns bemerkt. Ich kann bestätigen, dass alle Anliegen ernst genommen werden und die Umsetzung mit allen Beteiligten erfolgt“, erklärte er. Und er riet, dass „man vielleicht versucht, von mancher Maximalforderung abzurücken. Ich kann nur alle ermutigen, dass der Übergang gemeinsam gestaltet wird, falls der Beschluss heute erfolgt.“

Stadt würde gegen Sozialgesetzbuch verstoßen

Ein weiterer anwesender Vater hatte gleich drei Themen an die Verwaltung heranzutragen. Zum einen wies er darauf hin, dass die Stadt Taucha mit der Entscheidung, den Träger zu wechseln, gegen das Sozialgesetzbuch, Achtes Buch, verstoßen würde. Darin würde geschrieben stehen, dass die Eltern in wesentliche Änderungen einbezogen werden müssen. „Diese Einbeziehung fand nicht statt“, konstatierte er. Zudem verwies er auf das KiTa-Qualitäts- und Teilhabeverbesserungsgesetz (KiQuTG), das aussage, dass sich die Qualität der Betreuung verbessern sollte. Diese Verbesserung sehe er mit dem Wegfall des Kükennests und dem Trägerwechsel von DRK zu Volkssolidarität nicht.

Andreas Windhövel, Leiter der Inneren Verwaltung im Rathaus, ging auf das Sozialgesetzbuch nicht ein, argumentierte aber, dass es gerade ein Ansinnen der Verwaltung sei, die Qualität der Betreuung auf einem hohen Stand zu halten.

Als letzte Frage wollte der anwesende Vater noch wissen, wer den Antrag ins Gremium gebracht habe, das Kükennest zu schließen. Auch darauf gab es von Andreas Windhövel keine zufriedenstellende Antwort. Für die Verwaltung sei es auch keine Schließung einer Einrichtung, sondern ein Umzug. Dass dabei das DRK als Träger wegfalle, sei so abgesprochen. Und generell sei es wohl wichtiger, dass die Kinder gut betreut werden, als die Frage, wer den Wechsel entschieden hätte und welcher Träger am Ende auf dem Briefkopf stünde.

Daniel Schneider stieg hier nochmals ein und erinnerte daran, dass die Eltern ja wohl durchaus von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht und sich bewusst für einen Träger entschieden hätten. „Das gilt für die Eltern im Kükennest, aber natürlich auch für die des Spatzennestes“, so Schneider. Für ihn fühle sich das ganze nun „sehr komisch“ an, wie er sagte: „Die Trägerschaft wird einfach über uns gestülpt. Auch die Trägervielfalt steht im SGB. Mit Ihrer Entscheidung fällt nun ein Träger ganz weg. Wir bitten darum, wenigstens ein Interessenbekundungsverfahren einzuleiten, damit sich auch andere Träger bewerben können.“

Lange Verhandlungen in den Ausschüssen

Kristina Danz (FDP) betonte, dass die Entscheidung zur geplanten Veränderung in der Einrichtung nicht leicht gefallen sei und vor allem aus Brandschutz- und Sicherheitsgründen notwendig werde. Sie verstehe, dass dies für Eltern überraschend wirke, versicherte aber, dass zuvor alles versucht worden sei, den bisherigen Zustand zu erhalten. Eine gegeneinander-Ausspielung verschiedener Einrichtungen lehne sie ab, sagte sie – gefolgt von Applaus aus den Reihen der Eltern. Ziel sei es, so Danz, eine Fusion so zu gestalten, dass Erzieher vor Ort bleiben können. Eltern hätten die Wahl, ob ihre Kinder in der fusionierten Einrichtung bleiben oder wechseln. Sie warb aber dafür, die Kinder nicht aus den Kitas zu nehmen. Ihrer Erfahrung nach würden Kinder sich nach wenigen Tagen gut anpassen.

Eine Mutter, deren Kind im Spatzennest in Dewitz betreut wird, erzählte, dass ihr Kind vorher im Tausendfüßler war. „Dieser wurde auch von jetzt auf gleich geschlossen. Ich habe mich danach wieder für eine solche kleinere Kita mit einem teiloffenen Konzept entschlossen“, sagte sie und bat, dass diese Form der Betreuung beibehalten werden soll.

Fridtjof Erbs von der Fraktion SPD / Die Grünen / Linke erläuterte, dass er als Sehliser bis zuletzt um den Erhalt kleinerer Einrichtungen gekämpft. Wir müssen uns aber den Fakten stellen und können aus finanziellen Gründen nicht alle Blumen blühen lassen. Die Lösung, wie wir sie jetzt anbieten, ist eine gute. Alle Kinder können umziehen und die Kinder des Kükennests kommen im Haus bleiben. Mit Blick auf die Kinder ist dies das Beste und ich bin sicher, sie werden das lieben lernen und sich damit arrangieren“, meinte Erbs und fügte an: „Spatzennest und Kükennest sind quasi um die Ecke. Auch räumlich ist das also alles machbar.“

Auf diese räumliche Nähe spielte vor der Abstimmung auch Andreas Windhövel noch einmal an. Da es keine andere Kita in Taucha gebe, die mehr als 50 Kinder aufnehmen könne und ein geschlossenes Konzept anbiete, habe man sich an der Lage orientiert. Das Kükennest ist nicht weit entfernt und hätte mit den Kindern aus dem Spatzennest dann eine Auslastung von 60 bis 70 Prozent. „Auf diese Weise lässt sich das Gebäude sinnvoll und gut nutzen und alle Kinder haben dennoch ausreichend Bewegungsfreiheit“, sagte er. Und er appellierte auch an die Eltern, möglichst ihre Kinder in die dann fusionierte Einrichtung namens Spatzennest zu geben. „Denn die Arbeitsplätze der Pädagogen hängen natürlich an den Kinderzahlen“, argumentierte er.

Jens Barthelmes von den Unabhängigen Wählern ergriff ebenso das Wort und sagte, er als Dewitzer würde sich rein aus emotionalen Gründen auch gegen die Schließung und den Umzug des Spatzennestes entscheiden. „Ich kenne die Kita, habe mir von der Situation ein Bild gemacht, war bei der Bekanntgabe des Trägerwechsels. Ich denke, die Tendenz beim Personal ist positiv, alle wollen gern mit den Eltern wechseln“, erklärte er.

Marcus Mittendorf von der CDU-Fraktion meinte: „Man muss die Lösung nicht mögen. Aber wie sagte jemand hier am Tisch kürzlich – es ist die beste der schlechten Lösungen. Uns ist das bewusst.“

Enthaltungen von der Afd-Fraktion

Klaus Hofmann, Fraktionsvorsitzender der AfD spekulierte, dass es wohl nicht das letzte Mal sei, dass eine Kita aus finanziellen Gründen geschlossen werden müsse und kündigte an, dass sich seine Fraktion enthalten werde. Andy Pritz von der AfD erklärte am Freitag gegenüber Taucha kompakt, dass man sich durchaus der finanziellen Lage und der Problematik des Brandschutzes bewusst sei. Darum habe es auch kein „Nein“ zum Beschlussvorschlag geben können. „Aber eben auch kein Ja. Darum haben wir uns enthalten“, sagte er.

Tom Richter von der Fraktion SPD / Die Grünen / Die Linke sah das etwas anders. Gegenüber Taucha kompakt sagte er nach der Stadtratssitzung: „Wir haben stundenlang Varianten diskutiert und geprüft, was möglich war, haben die Jobsicherheit der Mitarbeiter, die Planbarkeit der Eltern und die Sicherheit der Kinder im Blick gehabt und im Ausschuss letztlich die Angelegenheit einstimmig hier in die Sitzung delegiert. Ich finde es richtig, dass jetzt diejenigen sich enthalten, die das Verfahren ohne Einbringen von Lösungen die letzten Monate mit begleitet haben und auch jetzt keinen lösbaren Vorschlag abgeliefert haben.“

Frank Apitz (CDU): „Informieren Sie sich!”

Frank Apitz von der CDU sagte nach der Abstimmung, ihn würden die Kommentare in den sozialen Medien traurig, ja ab und zu auch wütend machen. Halbwahrheiten würden für bare Münze genommen, weitererzählt und verdreht. „Bitte informieren Sie sich genauer, dafür gibt es diese Gremien. Nehmen Sie an den Sitzungen und den Informationsveranstaltungen der Parteien teil“, appellierte er.

Kerstin Schlaupe, Leiterin der Kita Dewitzer Spatzennest, sagte nach der Stadtratssitzung: „Wir sind guten Mutes, dass wir den Übergang gut begleiten können.”

Und auch Daniel Schneider zeigte sich am Freitag versöhnlicher: „Wir hoffen, dass Eltern und Kinder sowie die beiden Teams gut zusammen kommen.“ Als Familienvater hätte er aber das Vertrauen in die Bildungspolitik der Stadt Taucha verloren. Grund sei der Wegfall des Trägers DRK, mit dem die Stadt an Trägervielfalt verliere. Auch dass nicht auf das Sozialgesetzbuch eingegangen wurde und keine Interessenbekundung erfolgt, sei nicht nachvollziehbar.


Daniel Große
Daniel Große
Daniel Große arbeitet seit 2001 als freier Journalist und berichtet hier zu allen Themen, die unsere Region bewegen. Infrastruktur, Blaulicht-Meldungen, Veranstaltungen, Neues aus den Rathäusern und vieles mehr veröffentlicht er hier. Schnell, kompakt und verständlich.

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