Die Industriebrache Freiligrathstraße (Bildmitte) soll revitalisiert werden. Foto: Ronny Schäfer / propellermann.de & leipzig-luftbilder.net
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Die Industriebrache an der Freiligrathstraße wird revitalisiert. Eine Investorengruppe will so viel von den Bestandsgebäuden erhalten wie möglich. Geplant ist ein neues Quartier zum Leben und Arbeiten.

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Marco Stelzel ist ein Visionär. Das sieht man ihm an, wenn er mit Begeisterung und Blitzen in den Augen vom ehemaligen Kesselhaus auf dem einstigen Fabrikgelände der Märkle & Co. AG (“MARKO”) an der Freiligrathstraße spricht. “Das ist das schönste Haus dieses Ensembles. Es schreit nach einem kreativen Büro”, sagt der Leipziger Architekt. Er gehört zu einer nicht näher benannten Investorengruppe, die das Gelände mit sechs, einst sieben Einzelgebäuden an der Freiligrathstraße entwickeln wollen. Einen Namen hat er dafür schon: F 4.6 lautet die Bezeichnung. Life-Work-Factory ist das Exposé mit den ersten groben Planungen überschrieben.

Das Industriegelände hat eine bewegte Zeit durchlebt. “Wir haben eine Baupolizeiakte von 1910 gefunden. Damals ging die Geschichte der Gebäude hier los”, sagt Bürgermeister Tobias Meier. Für kurze Zeit sei das Gelände Heimat einer Emaille-Fabrik gewesen. “Danach war hier eine Rauchwarenfabrik, in der lange Zeit Pelze veredelt wurden. Später hat die Firma Zeltaplan Medizinbälle und Zeltplanen produziert”, so Meier weiter. Nach der Wende zog dann das Ankerwerk in die Fabrikhallen, das hier die berühmten Ankerstones herstellte und in die verschiedenen Baukästen verpackte. Noch heute liegen in den Gebäuden in nahezu jeder Ecke Bausteine, Teile von Baukästen und Deckblätter. Nach 1999 wurden die Gebäude noch bis etwa 2009 von Künstlern genutzt.

Fabrikgelände der Märkle & Co. AG. Vogelperspektive um 1937. Quelle: Exposé von Marco Stelzel.

Abrissgenehmigung lag schon vor

Ursprünglich sei geplant gewesen, so Tobias Meier, der heute in Doppelfunktion als Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender der städtischen Gesellschaft IBV zum Pressetermin anwesend war, dass die Stadt von der IBV den vorderen Teil des Ensembles abkauft und sich Fördermittel für den Abriss besorgt. Allerdings hätte in diesem Fall das Gelände zehn Jahre lang unbebaut bleiben müssen beziehungsweise wären bei früherer Bebauung anteilig die Fördermittel zurück gefordert worden. Hinderlich wären vor allem die Kosten von Abriss und Entsorgung gewesen: rund 1 Million Euro hätte dies gekostet. Die Genehmigung vom Denkmalschutz habe die Stadt Taucha bereits gehabt.

Mit dem Engagement von Marco Stelzel und den Investoren, die später benannt werden sollen, sei für den Gebäudekomplex ein rettender Kuss möglich. Am 4. Dezember 2019 fragte Stelzel zum ersten mal bei der Stadt an, ob er die Villa im vorderen Bereich sanieren und für die Wohnnutzung herrichten kann. Die Stadt lehnte ab, weil sie das komplette Areal entwickeln wollte. Im Mai 2020 habe sich Stelzel nochmals gemeldet – und im November 2020 wurden dann Nägel mit Köpfen gemacht: “Die Investoren kauften das Gelände mit 7000 Quadratmetern Fläche von den städtischen Gesellschaften ab und formulierten gleich das Ziel, dass so viel wie möglich von den Gebäuden erhalten werden soll”, so Bürgermeister Tobias Meier.

Man braucht viel Vorstellungskraft, um das ehemalige Kesselhaus als künftiges Bürohaus für Coworking wahrzunehmen.

Leben und Arbeiten im neuen Quartier

“Wir trauen uns das zu”, sagt Marco Stelzel, der bereits mehrere solcher Objekte revitalisiert habe. “Der Zustand ist teils erschreckend, er schreckt uns aber nicht ab. Wir sind das gewöhnt, haben in den 90ern viele solcher Objekte saniert”, so der Architekt, dem auch das Architektur- und Ingenieurbüro s.ai Gesellschaft von Architekten + Ingenieuren gehört. Selbiges plant gerade für die Stadt Taucha den Neubau der Sporthalle mit Mensa an der Oberschule. Mit seiner Idee vom Erhalt der Gebäude hat er nicht nur die Stadt Taucha auf seiner Seite, sondern vor allem den Denkmalschutz. “Dort war man sehr erfreut und hat uns Unterstützung zugesagt”, so Stelzel. Man sehe vor allem durch die Vergangenheit des Gebäudes als “Rauchwarenzurichterei und -färberei” großes Potenzial und einen direkten Zusammenhang mit der Leipziger Geschichte als Standort der Pelzverarbeitung.

Bürgermeister Tobias Meier (l.) und Architekt Marco Stelzel. Foto: Nico Graubmann

Stelzels Visionen für die “F 4.6” sind bereits weit fortgeschritten. Entstehen soll ein Arbeits- und Wohnquartier, um Leben und Arbeiten zu verbinden beziehungsweise Menschen die Möglichkeiten zu geben, in Taucha zu arbeiten. Für die sechs Gebäude hat er Nutzungskonzepte skizziert: Das ehemalige Kesselhaus – Stelzels Liebling – könne er sich für Coworking vorstellen. “Hier könnten kreative Menschen nebeneinander arbeiten, sich stunden- oder tageweise einmieten”, sagt der Architekt. Auch er liebäugele mit dem Haus. “So etwas bekommst Du in Leipzig nicht!”, ist er begeistert. Das alte Maschinenhaus könne ein Großraumbüro werden, etwa für Unternehmen aus der IT. Die Westhalle könnte eine Event- oder Sporthalle oder gar eine Kita werden. Das Atelierhaus soll nach bisherigen Planungen medizinisch oder für Reha-Zwecke genutzt werden. Im markanten Turmhaus sollen Büros mit Loft-Charakter entstehen. Und in das ehemalige “Leutegebäude” könnten Einzelbüros und Wohnungen gebaut werden. Außerdem soll der Standort der zerstörten Fabrikhalle als Innenhof genutzt werden, in dem ein Café eingerichtet werden könne.

Dieser Wildwuchs soll verschwinden und ein Innenhof für ein Café entstehen.

Für Bürgermeister Tobias Meier sind die Pläne Musik in den Ohren. “Das Gelände ist perfekt für die Entwicklung eines neuen Quartiers. Es ist infrastruktuell sehr gut angebunden. Straßenbahn und S-Bahn sind direkt vor und hinter dem Haus, die Autobahn fast in Sichtweite. Wir sind mitten in der Stadt und müssen keine neuen Flächen versiegeln, weil die Gebäude bereits vorhanden sind”, schwärmt er.

Grafik: Marco Stelzel

Kein kleines Vorhaben – das Grundstück ist rund 7000 Quadratmeter groß, die vermietbare Fläche soll rund 6500 Quadratmeter betragen. Die Planungszeit schätzt der Architekt und Investor auf rund ein Jahr. Danach schließe sich die Bauzeit von zwei bis drei Jahren an. Genau lasse sich das noch nicht festlegen. Unter anderem die diversen Brandschäden müssten genauer betrachtet werden. “Wir sind nahezu täglich im Objekt, um es zu sichern und Teile davon aufzumessen”, sagt Marco Stelzel. Als “Lost Place” sei das Objekt nun nicht mehr anzusehen, sagt er. Fotografen und anderen Interessenten rät er ab, die Gebäude zu betreten. Zu groß sei die Gefahr, dass Decken und Wände einstürzen könnten.

Eingestürzte Wände und Decken – die Bausubstanz ist teils in einem schlimmen Zustand.

Nach Vollendung erwarten Stadt und Architekt Stelzel hier ein “Leuchtturmprojekt”, das den Bewohnern und Nutzern erlaube, Luft zum Atmen und Natur zum Erholen zu haben. Aufgrund der hervorragenden Verkehrsanbindung könnte man aber auch in kürzester Zeit in das städtische Leben Leipzig eindringen.

Während der Sanierung der Gebäude, so hofft die Stadt, soll die Freiligrathstraße gleich saniert werden. Die Wasserwerke müssten vorher ihre Leitungen sanieren, einen entsprechenden Antrag auf eine Vorziehung der Baumaßnahmen habe die Verwaltung bei den Wasserwerken schon gestellt. So könnten die späteren Nutzer des dann revitalisierten Objektes auch gleich von einer neuen Straße profitieren.

Das einstige Maschinenhaus mit abgeschlossenem Kesselhaus und Schornstein.
Industriegebäude mit Baum
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Veröffentlicht am 8. April 2021 um 19:16 Uhr.
Letzte Bearbeitung: 31. Januar 2023 um 10:53 Uhr.

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