Gaming-Standort Sachsen: Wie innovative Projekte und gezielte Förderprogramme die Branche stärken könnten | Taucha kompakt

Sachsen ist als Gaming-Standort in Deutschland bislang kaum in Erscheinung getreten. Dabei hat die Region durchaus Potenzial, um in dieser wachstumsstarken Branche mitzumischen. Mit der Computerspielmesse „CaGGtus“ wurden wertvolle neue Impulse gesetzt, um Sachsen stärker in der Gamingbranche zu repräsentieren. Weitere innovative Projekte und gezielte Förderprogramme könnten den Standort mittelfristig voranbringen.

Die Gamingbranche boomt. Für das Jahr 2022 prognostizierten Experten der Videospielindustrie Umsätze von mehr als 200 Milliarden US-Dollar. Enttäuscht wurden sie nicht. Die Branche erweist sich als ungebrochen umsatzstark. Neue Technologien wie die Möglichkeiten von Virtual und Augmented Reality bringen immer wieder neue Impulse und auch die Verknüpfung der Kryptobranche mit verschiedenen Aspekten der Videospielindustrie hat noch einmal frischen Wind in den Markt gebracht.

Einen besonders starken Boom erlebt seit ein paar Jahren das Mobile Gaming. Die Branche hat den Sprung auf mobile Endgeräte geschafft und moderne Smartphonetechnologien, der Ausbau des 5G-Netzes und verbesserte Akkulaufzeiten tragen dazu bei, dass das Smartphone zunehmend zur mobilen Spielekonsole wird.

Auch Deutschland möchte an dieser wachstumsstarken Branche partizipieren. Der Gaming-Boom ist ein weltweites Phänomen und auch in Deutschland spielt inzwischen jeder Zweite zumindest gelegentlich Videospiele. Das macht Deutschland zu einem der stärksten Absatzmärkte der internationalen Videospielindustrie. Fällt der Blick auf den Markt für Spieleentwicklung, ist Deutschland im weltweiten Vergleich bislang allerdings eher ein kleines Licht. Bei weniger als vier Prozent liegt der Anteil der regelmäßig gespielten Spiele, die aus deutschen Entwicklerstudios stammen. Dabei sind die Voraussetzungen nicht schlecht. Die Hochschule Trier ist der größten Ausbildungsstandort für Spieleentwickler in Deutschland und bildet mehr als 1.000 Frauen und Männer in entsprechenden Berufsbereichen aus, erläutert Medienwissenschaftlerin Linda Breitlauch im Gespräch mit dem ZDF . Für die Zukunft wird es darauf ankommen, das Fachwissen und die Kompetenzen in Entwicklerstudios einfließen zu lassen, die mit innovativen Projekten den deutschen Markt stärken und auch international mitspielen können.

Sachsen ist auf dem weltweiten Gamingmarkt bislang nur wenig in Erscheinung getreten. Als Wirtschaftsstandort ist Sachsen für die Branche kaum interessant. Das soll sich aber ändern. Wichtige Weichen für eine stärkere Partizipation an der Videospielindustrie wurden bereits gestellt. Mit einigen interessanten Gamingprojekten und der Videospielmesse „CaGGtus“, die vor wenigen Tagen in Leipzig erstmals stattfand, soll die Region wieder zu einem Gamingstandort werden, der nicht nur in Deutschland neue Maßstäbe setzt.

Online Casinos gehören zu den wachstumsstärksten Teilbereichen der Gamingbranche. Auf mobilen Endgeräten zählen die digitalen Spielbanken zu den Favoriten vieler Gamingfans. Der Boom ist nicht nur auf die rechtlichen Rahmenbedingungen zurückzuführen, die sich in vielen Ländern, so auch in Deutschland, offener gegenüber dem Glücksspielmarkt zeigen. Auch die rasante technologische Entwicklung, die das Spielangebot von Online Casinos genommen hat, überzeugen immer mehr Gamingfans davon, der Branche eine Chance zu geben. Waren es lange Zeit vor allem attraktive Casino-Boni , die in Form von Willkommensboni oder Treueprogrammen als Alleinstellungsmerkmal auf einem stark umkämpften Markt zum Einsatz kamen, punkten Online Casinos heute vor allem durch ihr hochkarätiges Spieleangebot. Vor allem die innovativen Videoslots haben es geschafft, neue Zielgruppen zu erschließen. In ihrer inhaltlichen und grafischen Umsetzung sind sie in den vergangenen Jahren nah an klassische Computer- und Konsolenspiele herangerückt und sind im Mobile Gaming zu einem aktiven Treiber der Branche geworden.

Mit der Legalisierung lizensierter Online Casinos durch den neuen Glücksspielstaatsvertrag, der am 1.7. 2021 in Kraft trat, haben sich neue Partizipationsmöglichkeiten eröffnet. Sachsen zählt innerhalb Deutschlands zu den wirtschaftsstärksten Akteuren im Zusammenhang mit der Glücksspielindustrie. Im Januar 2023 ist das Bundesland nun mit einem eigenen Projekt an den Start gegangen und hat als erster staatlicher Anbieter in Deutschland ein Online Casino eröffnet. Das Projekt unter dem Titel „Die Spielbank“ hat sich den wirtschaftsstärksten Trend zunutze gemacht und sich auf Videoslots spezialisiert. 339 verschiedene Automaten werden zum Projektbeginn angeboten. Ein umfangreicher Ausbau des Angebotes ist in den kommenden Jahren geplant.

Durch das hauseigene Online Casino möchte der Freistaat Sachsen stärker an der boomenden Videospielbranche partizipieren und sich auch auf internationalem Parkett einen Namen machen. Gleichzeitig geht es darum, der Marktanteil von Online Casinos mit deutscher Lizenz zu stärken und damit den Rahmenbedingungen des angepassten Glücksspielstaatsvertrages mehr Präsenz zu verleihen.

Einen weiteren wichtigen Meilenstein für die Gamingbranche erlebte Sachsen mit der Videospielmesse „CaGGtus“ . Das Event fand vom 14. bis 16. April 2023 in Leipzig statt und war ein wichtiges Signal für den Gamingstandort. Nach dem Abzug der „Games Convention“ und der „DreamHack“ war es in Gamerkreisen still geworden um die Region. Ein öffentlichkeitswirksames Event, das wichtige Player der Branche nach Sachsen locken konnte, fehlte. Mit der „CaGGtus“ soll diese Lücke nun geschlossen werden.

Unter dem Motto „Aus der Community für die Community“ präsentierte das Event in einer Entertainment Area und einer Streaming Area alles zum Thema Gaming, Videospieltechnologie, Entwicklung, Marketing und Trends, was die Branche zu bieten hat. Ein Highlight war die riesige LAN-Area, in der Gamingfans 68 Stunden lang ununterbrochen zocken konnten. Natürlich kam auch die wachstumsstarke Branche eSports bei der Veranstaltung nicht zu kurz.

Die Auftaktveranstaltung war ein voller Erfolg. Knapp 15.000 Besucher begrüßte das Messegelände am Wochenende. Darunter befanden sich nicht nur Gamingfans, sondern auch echte Größen der Branche, wie namhafte Entwicklerstudios, Technologieanbieter, eSports-Teams und zahlreiche Akteure auf der Herstellerseite. Ein reger Austausch und ein freundschaftlich-familiäres Miteinander prägte die Premiere der neuen Gaming-Convention für Sachsen. Vom 5. bis 7. April 2024 soll die „CaGGtus“ in die zweite Runde gehen und sich als namhaftes Gamingevent der Region etablieren.

Nicht nur der Einstieg in die Online Casino Branche ist Sachsen geglückt. Auch als Standort für die Entwicklung von Videospielen hat das Bundesland positive Impulse gesetzt. Zu den erfolgreichsten Projekten gehört das Computerspiel „On the Road: Truck Simulator” des Entwicklerstudios Toxtronyx aus Chemnitz. 2017 ist der Titel erschienen und hat sich seither mehr als 250.000-mal verkauft. Der Truck Simulator ist für PC und Mac, aber auch für die Playstation verfügbar und hat sogar bei Steam einen festen Platz ergattert.

Auch die Wirtschaftssimulation „Highrise City“ stammt aus einer regionalen Ideenschmiede. Das Dresdner Studio Fourexo Entertainment tüftelt an dem vielversprechenden Titel aus dem Bereich der Städtebausimulation und Tycoon Spiele. Noch ist das Game nicht auf dem freien Markt verfügbar, wird über Steam aber bereits für den PC als Early Access angeboten.

Erfolgreiche Projekte wie „On the Road“ und „Highrise City“ machen deutlich, welch großes Potenzial im Gamingstandort Sachsen steckt. In Zukunft wird es wichtig sein, regionale Entwicklerstudios mit den Mitteln auszustatten, ihre innovativen Ideen marktreif zu machen. Gezielt Fördermittel können hier ein wesentlicher Baustein sein, um Sachsen langfristig zu einem attraktiven Gamingstandort zu machen.