Taucha erlebte am Wochenende rund um den Markt ein vielseitiges Angebot. Von „Parking Day“ über den ersten Kunstmarkt bis zum Herbstmarkt wurde einiges geboten – und insgesamt gut angenommen.
Gleich zwei Premieren gab es am Sonnabend am Markt: Zum einen veranstalteten einige Akteure um Hartmut Nevoigt den ersten „Parking Day“ in Taucha. Der Aktionstag hat seinen Ursprung in San Francisco. Verkürzt gesagt soll mit der Aktion gezeigt werden, wie städtische Räume wieder an den Menschen übergeben werden könnten, anstatt sie für Autos zu ver(sch)wenden.
In Taucha wurde statt einer oder mehreren Parklücken gleich ein Stück Straße gesperrt: Der Bereich vor dem Restaurant Dynastie wurde auf etwa 30 Metern den gesamten Samstag über zur Erholungs- und Mitmachzone. Ein Kunstrasen wurde ausgelegt und Bäume in Pflanztöpfen aufgestellt. Dazu gab’s einen Kickertisch, eine Tischtennisplatte und eine Sitzgruppe. „Wir hatten den gesamten Tag über Besucher, auch wenn das insgesamt noch ausbaufähig ist. Aber die Tischtennisplatte wurde genutzt, es gab eine Lesung und Gespräche zu den Tauchaer Mandaninidianern, es wurde getanzt und auch ein bisschen zum ‚Dîner en blanc‘ in weiß diniert“, resümierte Hartmut Nevoigt. Eine Wiederholung sei unbedingt angebracht, meinte er.
Gut gestartet ist auch die Erstauflage des Tauchaer Kunstmarktes. Von 9 bis 14 Uhr sollte dieser am Sonnabend die Besucher auf den Markt locken. Das gelang zwar nur sehr spärlich, was eventuell am Termin lag. Zudem waren die neun anwesenden Händler und Aussteller recht weit über den Markt verteilt, so dass sie sich zeitweise sehr allein fühlten. Tauchas Marktchef Nico Graubmann kündigte hier für das nächste Jahr Verbesserungen an.
Viele Besucher hätten die anwesenden Kreativen aber durchaus verdient. So wie Laura Seitz. Die 28-jährige kam extra aus Weimar zum Tauchaer Kunstmarkt. „Ich habe gerade mein Studium in Illustration an der Hamburger Hochschule für angewandte Wissenschaft beendet und hier unter anderem mein Buch vorgestellt. Fünf Exemplare habe ich mitgehabt und auch verkauft“, berichtete sie freudig. Das Buch heißt „Porzellanhunde“ und erzählt von der „Seltsamkeit des Lebens, das sich in alltäglichen Situationen konzentriert“, so die Künstlerin. Zwischen den alltäglichen Begebenheiten finden sich ihre Illustrationen. „Freiluftzeichnungen“ nennt sie diese, weil sie oft direkt in der Natur und an Ort und Stelle des Entdeckens gezeichnet wurden. Ihr nächstes Buchprojekt hat sie schon im Blick: Diesmal sollen es Tuschezeichnungen werden.
Ebenfalls auf dem Kunstmarkt waren Johanna Burzinsky aus Taucha sowie ihre Großeltern Petra und Stefan Göbel. Sie zeigen und verkauften diverse selbst angefertigte Deko sowie Bücher. „Ich habe einen kleinen Verlag in Engelsdorf und freue mich über den Markt hier“, so Stefan Göbel. Zufrieden mit dem Zuspruch war Geraldine Remane aus Leipzig-Mockau. Sie fertigt unter dem Namen „Mein Bastelhaus“ im Nebenberuf Dekorationen und Kunstwerke. „Als Material kommt Bodenausgleichsmasse zur Anwendung. Die lässt sich prima gießen und verarbeiten“, sagt sie. Nach dem Aushärten verziert sie die Dinge noch mit Farbe oder Blattgold. Claudia Schrödter aus Taucha fertigt hobbymäßig diverse buchbinderische Dinge: Mappen aus Vinyltapete, gedrehte Notizblöcke, kleine Notizbücher und einiges mehr zeigte sie. Die Tauchaerin Annett Schöning hatte diverse Deko-Artikel aus Keramik dabei. „Die entstehen in meinem Hobbyraum und werden nach dem Trocknen lackiert oder gewachst“, erklärte sie. Auch Denise Meinhold aus Taucha war beim Kunstmarkt dabei: Ihre Passion sind Textilien für Kinder. Ihr Laden „Mein Holder Prinz“ in der Kieler Straße in Leipzig-Mockau ist zum einen ein Wortspiel aus ihrem Nachnamen und entstanden, seitdem sie einen „Prinz“ als Sohn hat. „Ich habe mich hier gut präsentiert und auch einiges verkauft. Zum Weihnachtsmarkt auf dem Schloss bin ich ebenso wieder dabei“, kündigte sie an.
Insgesamt war der erste Tauchaer Kunstmarkt eine gute Idee und überzeugte mit Vielfalt. Eine zweite Auflage und neue Chance bei den Besuchern hat die Veranstaltung definitiv verdient.
Der Herbstmarkt am Sonntag begann für einige Schüler bereits am Sonnabend. Weil sie auf der Bühne Gemüse einkochen wollten, musste dieses Gemüse erst mal geerntet werden. Auf dem Bio-Bauernhof von Maria Bienert in Dewitz durften die Schüler der Klasse 10a gemeinsam mit Klassenlehrerin Sarah Hennig und Schulleiter Mathias Götzl viele Gurken und Rote Beete ernten und kostenlos mitnehmen. Maria Bienert schenkte zusätzlich noch eine große Kiste Möhren. „Ich freue mich, dass die Schüler heute hierher gekommen sind und finde es toll, dass auf diese Weise auch die regionalen Gemüsehändler auf dem Herbstmarkt vertreten sind“, so die Bio-Bäuerin.
Eingekocht wurde dann am Sonntag sehr fleißig: zahlreiche Gläser mit eingelegtem Gemüse sowie Pflaumenmus und Federweißer-Gelee produzierten die Schülerinnen und Schüler auf der Bühne. Auch Klassenlehrerin Sarah Hennig und Schulleiter Mathias Götzl waren mit Eifer und viel Engagement wieder dabei. Die produzierten Gläser sollen auf dem Weihnachtsmarkt verkauft werden. Der Erlös werde in Mobiliar für die Dachterrasse auf der neuen Sporthalle der Oberschule fließen, kündigten die Schüler an. Begleitet wurde die Einkoch-Aktion vom Mitteldeutschen Rundfunk, der im Sonntags-Sachsenspiegel davon berichtete.
„Eingerührt“ hatte die Aktion der Tauchaer Elektriker Lutz Ritter. Er organisierte ebenfalls über die Firma Weck die entsprechenden Gläser und Geräte. „Das Unternehmen sponserte alle benötigten Dinge dafür, was mich wirklich gefreut hat“, sagte er. Auch bei der Ernte am Sonnabend war Ritter dabei, um das Gemüse zum Markt zu fahren. Küchen Weidner unterstützte mit professioneller Technik. Die Pflaumen für das Pflaumenmus spendierte der Obsthof Dottermusch aus Wöllmen. Ein wunderbares Beispiel, wie Zusammenhalt in unserer Kleinstadt und darüberhinaus funktioniert.
Dass die Kochshow überhaupt stattfinden konnte, ist ebenfalls auf das Engagement von Lutz Ritter zurückzuführen. Ihm gelang es, materielle und finanzielle Sponsoren dafür zu gewinnen. Hier die komplette Auflistung:
Für viel Schmunzeln und gute Unterhaltung sorgten beim Herbstmarkt die Buchautorin und „Dialektfluencerin“ Kristina vom Dorf sowie Fernsehkoch Jörg Färber. Beide haben ganz frisch ihr Kochbuch „Sächsisches Allerlei“ aufgelegt. Kristina, auch bekannt als die „Sachsenmuddi“ bei Instagram, hat quasi keine Ahnung vom Kochen, wie sie sagte. Dafür versteht sie es mit Witz und Charme für die sächsische Mundart zu begeistern. Sie ist nicht nur Buchautorin, sondern steht auch beispielsweise mit Gunther Böhnke und Peter Ufer auf der Theaterbühne. „Wir alten und jungen Sachsen halten die Fahne für den sächsischen Dialekt hoch und müssen uns keineswegs verstecken, find ich“, so die zweifache Mutter. Sächsisch sei es wert, gelebt zu werden. Und neben dem Dialekt gehöre da die Küche unbedingt dazu, so Kristina vom Dorf. So kochte Jörg Faber also einige kleine Rezepte aus dem Buch und Kristina versorgte die anwesenden Besucher des Herbstmarktes mit Kostproben. Unter anderem gab’s „saure Klitscher“, eine herzhafte Variante der Kartoffelpuffer, die mit Sauerkraut verfeinert wurden.
Der „Sachsenspiegel” sendete einen kurzen Beitrag vom Tauchaer Herbstmarkt.
Dazu gab es den bekannten Mix aus Kulinarik und Verkauf. So bot etwa das Unternehmen Naturwaren Sahlbach diverse Liköre und Aufstriche an. Uwe de Bernardo und Frank Michel hatten Imkerprodukte und Bastelangebote für Kinder dabei. Utensilien und Accessoires für Zwei- und Vierbeiner gab es von BoDiJu Handmade – um nur einige zu nennen.
Musikalisch untermalt wurde der Herbstmarkt mit einem Auftritt der Kinder aus der Kita Flohkiste sowie der Band „So what”. Bis zum Abend war der Marktplatz gut besucht. Das herbstliche Angebot überzeugte die Tauchaer und ihre Gäste.