Es ist für viele ein Schock: Der langjährige Stadtrat und Vorsitzende des Schlossvereins Jürgen Ullrich ist am Sonntagvormittag verstorben. Ein großer Verlust für unsere Stadt.
Es ist für viele ein Schock: Der langjährige Stadtrat und Vorsitzende des Schlossvereins Jürgen Ullrich ist am Sonntagvormittag verstorben. Ein großer Verlust für unsere Stadt.
Am Sonntagabend veröffentlichte der Schlossverein Taucha auf seiner Website und bei Facebook die Nachricht vom plötzlichen Tod des Vorsitzenden Jürgen Ullrich. Für viele Menschen in der Stadt eine schlimme Nachricht, war Ullrich doch in der Stadt durch sein Wirken für das Schloss und sein kulturelles Engagement bekannt und beliebt. Für Hans-Jörg Moldenhauer, den stellvertretenden Vorsitzenden des Schlossvereins sowie langjährigen Freund ein Schock wie er sagt: „Wir haben am Donnerstag noch Vorstandssitzung gehabt und das kulturelle Jahr im Schloss geplant. Ihm ging es soweit gut, nichts deutete darauf hin, dass er plötzlich versterben werde”, sagt er. Seit 1998 kenne er Jürgen Ullrich. „Er war Dozent, ich auch. Zehn Jahre später gab es erneut einen dienstlichen Anknüpfungspunkt. Da fragte er, ob ich nicht mal Lust hätte, auf sein Schloss zu kommen. Ich wohne in Leipzig und stellte mir natürlich unter einem Schloss etwas Großes vor. 2008 sah das Schloss noch ganz anders aus als heute. Ich war dennoch schnell fasziniert, trat in den Verein ein, war seit 2009 Jürgens Stellvertreter und Verantwortlicher für die Öffentlichkeitsarbeit. Jürgen hatte ein sehr großes Wissen und war stets voller Tatendrang”, erinnert sich Hans-Jörg Moldenhauer.
Auch für Bürgermeister Tobias Meier ist die Nachricht vom Tod Jürgen Ullrichs ein Schock. „Seine Frau rief mich am Sonntagnachmittag an. Auch ich war am Donnerstag bei der Vorstandssitzung dabei. Er war mittendrin und gut drauf, hatte große Pläne für den Festumzug zum Tauchscher in diesem Jahr. Die vergangenen Wochen haben wir uns auch in Sitzungen getroffen, er war zukunftsgewandt. Sein Tod trifft mich wirklich”, erzählt Meier. Seit über 20 Jahren kannte er Jürgen Ullrich. „Er war ja Gründungsmitglied beim Kunst- und Kulturverein Taucha, dem ich auch angehörte. Als ich 2015 Bürgermeister wurde, haben wir gemeinsam den Beschluss in den Stadtrat gebracht, dass das Schloss wieder ertüchtigt werden soll. Er war stets ideeller Treiber und Begleiter hinter der Schloss-Sanierung, hat das Thema immer wieder in der Stadtgesellschaft platziert”, so der Bürgermeister. Am heutigen Montag wäre Jürgen Ullrich wieder im Rathaus gewesen. Mit dem Museum und dem Heimatverein sollte über den Tag des Museums im Mai gesprochen werden. Der Termin wurde vorerst abgesagt.
Gunnar Simon, Geschäftsführer der städtischen Gesellschaft WOTa, für die Jürgen Ullrich im Aufsichtsrat saß, kann „das plötzliche Ableben auch nicht fassen”, wie er sagt: „Er hinterlässt als Person eine Lücke in der Kleinstadt. Wir verlieren einen Mensch, der über drei Jahrzehnte die Stadt mit geprägt hat. Mein herzliches Beileid seiner Frau und Familie.”
In der Geschäftsstelle der Fraktion DIE LINKE im Kreistag löste die Nachricht ebenfalls Entsetzen aus. „Wir sind tief betroffen vom Tod unseres Genossen Jürgen Ullrich. Er gehörte unserer Fraktion im Kreistag Nordsachsen seit 2008 an, war Mitglied im Schul- und Kulturausschuss sowie im Jugendhilfeausschuss. Sein Faible und seine Expertise für Geschichte und Kultur sowie sein ausgeprägtes soziales und zivilgesellschaftliches Engagement hat er außerdem konkret und erfolgreich als Vorsitzender des Fördervereins Schloss Taucha ausgelebt. Das Rittergutsschloss hat Jürgen mit Leben gefüllt und zu einem gastfreundlichen Ort für Bildung und Kultur mitentwickelt. Davon durfte sich unsere Fraktion mehrfach im Rahmen von Fraktionssitzungen überzeugen”, sagt die Geschäftsführerin Judith Sodann. Der Fraktionsvorsitzende Dr. Michael Friedrich sagt: „Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen, sie haben einen feinen, klugen und zugewandten Menschen verloren.”
Die Amtsgeschäfte im Förderverein Schloss Taucha e.V. übernimmt aktuell Hans-Jörg Moldenhauer kommissarisch. „Wenn die Mitglieder das so wünschen, werde ich das Amt auch offiziell antreten. Leicht wird das aber nicht. Wir alle haben nicht so einen großen Wissensschatz wie ihn Jürgen hatte. Und wir werden nicht so viel im Verein arbeiten können wie er. Als Leipziger werde ich die Arbeit im Vorstand delegieren müssen. Die geplanten Veranstaltungen sollen auf jeden Fall stattfinden”, kündigt Moldenhauer an.
Jürgen Ullrich lernte Schauwerbegestalter, wurde später Diplom-Pädagoge und Schulleiter. Eine wissenschaftliche Forschungsarbeit brachte ihm den Titel Studienrat ein, den er bis zuletzt auch stolz führte. Er war fast 30 Jahre lang Stadtrat, sowie kulturell engagiert und ein großer Kenner der Tauchaer Geschichte. Jürgen Ullrich wurde 71 Jahre alt. Er hinterlässt seine Ehefrau sowie eine Tochter und einen Sohn.
Auch ich als Herausgeber von Taucha kompakt bin tief betroffen und spreche allen Angehörigen mein Beileid aus. Jürgen war Ratgeber, Wissensvermittler und wandelndes Taucha-Lexikon, aber auch ein streitbarer und kritischer Beobachter. Danke, dass wir uns kennenlernen durften. Ruhe in Frieden, Jürgen!