Zum Jahresende schließt das traditionsreiche Schuhhaus Boeckler seine Türen. Inhaberin Cindy Boeckler hat die Entscheidung „schweren Herzens“ getroffen. Sie spricht von langen Jahren unter schwierigen Bedingungen und davon, dass die Familie trotz sinkender Nachfrage beharrlich weitergemacht habe. Am Ende überwogen die Kosten und die immer dünner gewordene Laufkundschaft. „Es fällt mir nicht leicht“, sagt die 43-jährige Floristin mit Tränen in den Augen. Die Gewerbeabmeldung ist bereits veranlasst, um diesen formalen Teil bereits erledigt zu haben.
Die Geschichte des Hauses erzählt ein Stück Stadtgeschichte. Am 22. Januar 1851 wurde hier die „Sparcasse Taucha” eröffnet. Später diente das Haus unter anderem als Laden für Textilien, Bodenbeläge und Raumausstattung, zeitweise auch für Tabak- und Drogeriewaren. Am 4. Februar 1991 eröffnete Hans-Jürgen Boeckler das Schuhhaus. Nach seinem Tod half Ehefrau Angelika von 2009 bis 2013. Seit 2013 führt Tochter Cindy das Geschäft. Parallel wuchs „Cindys Blumenparadies“: erst bei Möbel Walther, ab 2007 im eigenen Laden gegenüber. 2011 wurde der heutige Standort umgebaut. Seitdem gab es unter einem Dach Schuhe und Blumen.
Aktuell läuft der Abverkauf. Seit Mittwoch gibt es Sonderpreise auf Winter- und Sommerschuhe, Hausschuhe, Stiefel und Gummistiefel. Reduzierte Ware ist vom Umtausch ausgeschlossen. Bereits gekaufte Gutscheine sollten bis zum letzten Öffnungstag eingelöst werden.
Mit der Schließung verschwindet in Taucha ein weiterer vertrauter Laden. Der Schritt reiht sich ein in eine Serie von Geschäftsaufgaben in der Altstadt. Die Stadtverwaltung versucht gegenzusteuern, unter anderem mit dem Förderprogramm „Taucha handelt“. Eine spürbare Trendwende ist bislang nicht erkennbar. Leerstände bleiben sichtbar, Neueröffnungen gibt es nicht.
Cindy Boeckler blickt dennoch nach vorn. Zunächst sollen Elektrik und Decke im ehemaligen Schuhbereich erneuert werden. Anschließend wird auch der Blumen-Teil modernisiert. Ein Teil der Fläche könnte künftig vermietet werden - wenn sich Interessenten finden. Die Botschaft, die ihr besonders wichtig ist: Der Blumenladen macht weiter. „Cindys Blumenparadies“ bleibt geöffnet und versorgt die Kundschaft wie gewohnt mit Sträußen, Pflanzen und floristischen Arbeiten.
Viele Menschen verbinden persönliche Erinnerungen mit dem Schuhladen. Vom ersten Paar Hausschuhe für den Kindergarten bis zu wärmenden Stiefeln für Spaziergänge im Park. In der Parthestadt endet damit ein Kapitel. Zugleich entsteht Raum für Neues. „Wo eine Tür zugeht, öffnet sich eine andere“, heißt es in dem Aushang an der Tür. Für Cindy Boeckler ist das kein Trostspruch, sondern ein Arbeitsauftrag für die nächste Etappe in Taucha.